Zehn Monate nach Ausbruch der großen arabischen Erhebung hat sich das Bild geklärt: Allah hat gewonnen. Verschwunden sind die liberalen Intellektuellen, ebenso wie jene, die Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit versprochen hatten.
Die Macht, welche die säkularen Diktaturen ersetzt, ist der Islam. Unter dem Blick des sinkenden Westens kehrt Allah zurück. Allah regiert.
Allah ist aber nicht alleine. Auch der mächtige Gott Israels kehrt zurück. Jüdische Fanatiker lancieren eine Frontalattacke gegen Minderheiten, das Individuum und die Menschenrechte. Sie fordern Verbote, Bilder von Frauen sollen aus der Öffentlichkeit verschwinden, Männer und Frauen auf jedem öffentlichen Platz getrennt werden. Während die Leute in Israel darüber debattieren, ob Israel Iran bombardieren soll, versuchen andere, Israel zu einem zweiten „Iran“ zu verwandeln. Doch der grosse Unterschied ist, dass in der arabischen Welt eine Mehrheit hinter den Forderungen steht, in Israel dagegen nur eine Minderheit.
Religion spielt im Nahen Osten eine zentrale Rolle. Weder die arabischen Staaten noch Israel haben die Religion wirklich vom Staat getrennt. Weder die Moschee noch die Synagoge werden aus der Politik herausgehalten. Aus diesem Grund enthalten sowohl die arabische als auch die jüdische Identität noch immer eine tiefgehende religiöse Komponente. Wenn deshalb der säkulare arabische Nationalismus zusammenbricht, ist die Antwort die Rückkehr zu Allah. Wenn der jüdisch-säkulare Nationalismus abbröckelt, ist die Antwort eine Rückkehr zum orthodoxen Judentum. Beides wird schwierig, weil rationale Argumente in den Hintergrund treten.