Arte Doku: Christen in der arabischen Welt | Sehenswert
Flucht, Vertreibung, Vernichtung: Arte schildert die verzweifelte Lage der Christen in der arabischen Welt.
Knapp zwanzig Prozent der Bewohner des Nahen Ostens waren zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts Christen. Wie viele sind es heute, nach dem Völkermord an den Armeniern und den assyrischen / aramäischen und chaldäischen sowie griechischen Christen, nach hundert Jahren Verfolgung, Vertreibung und Unterdrückung?
Elf Millionen Christen gibt es noch, unter 320 Millionen Muslimen. Dass an der Wiege des Christentums überhaupt noch Christen leben, kann einem wie ein Wunder erscheinen, hat man die Dokumentation „Christen in der arabischen Welt“ bis zum Ende gesehen.
Die ersten christlichen Gemeinden entstanden unter anderem im heutigen Syrien, Libanon, Jordanien, Irak, Ägypten und den Golfstaaten. Heute bilden die Christen in diesen muslimisch geprägten Ländern kleine Minderheiten.
Noch am Ende des 19. Jahrhunderts waren schätzungsweise 25 Prozent der Bevölkerung im Nahen Osten Christen. Inzwischen sind es weniger als fünf Prozent, und ihr Anteil sinkt weiter – unter anderem wegen der Bedrängung durch muslimische Extremisten. Viele Christen haben keinen Zugang zu biblischen Texten in einer ihnen verständlichen Sprache.
Die Bibelgesellschaften im arabischen Raum versuchen, diesem Mangel abzuhelfen – unter anderem durch moderne Übersetzungen der Heiligen Schrift oder durch Hörbibeln wegen der hohen Zahl von Analphabeten.
Der Anteil der Analphabeten beträgt in Ägypten 60 Prozent. Jedes Jahr absolvieren mehr als 5.000 Personen die Leseförderschulungen der Ägyptischen Bibelgesellschaft. Außerdem kann man in dem Land Bibeln wie eine Pizza bei einem Zustelldienst bestellen. 15 bis 30 Minuten nach dem Anruf bei einer kostenlosen Telefonnummer bringt ein Bote auf einem Moped die Heilige Schrift ins Haus.
In Beirut werden Programme des christlichen Fernsehsenders Sat-7 produziert, die im Nahen Osten und Nordafrika über Satellit zu empfangen sind. Von den vier Millionen Einwohnern des Landes sind 60 Prozent Muslime und 39 Prozent Christen; der Rest gehört anderen Religionen an. Zustätzlich sind nun viele Flüchtlinge im Land.
In den Golfstaaten gibt es Bibelzentren in Kuwait, Bahrain, den Vereinigten Arabischen Emiraten, Katar und Oman. In Saudi-Arabien ist dies nicht möglich; in das streng islamische Land dürfen keine Bibeln eingeführt werden. In den Golfstaaten leben etwa 2,3 Millionen Christen. Die meisten sind Fremdarbeiter, etwa aus Indien, Sri Lanka oder Bangladesch. Sie leben oft in Baracken unter menschenunwürdigen Bedingungen. Acht bis 15 Personen müssten sich einen Raum und eine Toilette teilen. Mehr als 50 Prozent von ihnen seien Analphabeten. Die christliche Botschaft schenkt aber den Menschen Trost und Geborgenheit in der Fremde.