Diktatur der Mehrheit droht den religiösen Minderheiten in Syrien

Auf einer Konferenz zur Zukunft religiöser Minderheiten im Nahen Osten sprach Dr. Mariz Tadros, ägyptische Wissenschaftlerin von der University of Sussex, über Demokratisierungsprozesse in Syrien und Ägypten. Beide Staaten steuerten auf eine Mehrheitsregierung zu, die religiöse und ethnische Minderheiten von der Teilnahme an politischen Entscheidungen ausschliesst.

Seit dem Sturz des Mubarak-Regimes jedoch konnte Dr. Tadros einen deutlichen Anstieg von neuen und gezielteren Formen religiöser Gewalt in ganz Ägypten nachweisen. „Selbst Gebiete in Ägypten, in denen bisher grosse soziale Harmonie herrschte, sind von dieser Entwicklung betroffen“, sagte Dr. Tadros.

In Syrien droht noch schlimmere religiöse Gewalt als in Ägypten. Dr. Tadros befürchtet, dass nach zukünftigen Wahlen die Gewaltakte gegen jene, die nicht für islamistische Gruppen stimmen, deutlich drastischer und systematischer ausfallen werden, als es in Ägypten heute der Fall sei. „Die Wahlen im zukünftigen Nachkriegssyrien werden wohl auf eine Mehrheitsregierung hinauslaufen, die Minoritäten ausschliesst“. Den Minderheiten des Landes drohe damit nicht nur, marginalisiert und diskriminiert, sondern auch Opfer von gezielten Vergeltungsakten zu werden. Auch Formen des Islam, die sich nicht an der Mehrheitskonfession orientieren, wie zum Beispiel die Schiiten, wären in diesem Fall akut bedroht. „Wenn wir uns auf die Versuche des Westens, Demokratie zu fördern, verlassen, wird Syrien im Chaos versinken“, mahnte die Menschenrechtsexpertin.

Zudem warnte Dr. Tadros vor der Etablierung eines dezidiert islamistischen Blocks im Nahen Osten, in dem Dschihadi- und Salafi-Netzwerke einen grossen Einfluss auf Regierungen in der ganzen Region ausüben könnten.

mehr Informationen    www.csi-schweiz.ch

 

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