Fokus Eritrea

14.11.20 Sieben Tage beten für verfolgte Christen (AVC)

Im nordostafrikanischen Eritrea werden freikirchliche Christen so rigoros verfolgt wie in kaum einem anderen Land der Welt. Immer wieder kommt es zu Massenverhaftungen. Machthaber Afewerki befürchtet, dass von den Freikirchen eine Oppositionsbewegung gegen das Regime ausgehen könnte. Inzwischen stehen selbst die offiziell zugelassenen Kirchen unter Druck. Die eritreische Regierung geht seit Jahren auch gegen die katholische Kirche vor. So wurden katholischer Spitäler und Kliniken geschlossen. Nach dem Friedensschluss zwischen Eritrea und Äthiopien 2018 keimte Hoffnung auf, dass sich die Situation im Land verbessern könnte. Doch von dieser Hoffnung ist nichts übrig geblieben.

Seit Eritrea 1993 seine Unabhängigkeit von Äthiopien erlangte und 1997 eine Verfassung ratifizierte, gibt es vor, Religionsfreiheit zu haben. Der seit 1993 selbst ernannte lebenslange Präsident Isaias Afwerki hat jedoch offiziell nur vier Glaubensgruppen zugelassen: Die eritreisch-orthodoxe Tewahedo-Kirche, die eritreisch-katholische Kirche, die evangelisch-lutherische Kirche und der sunnitische Islam. Etwa 48 % der Bevölkerung von Eritrea gehören einer christlichen Kirche an. Der größte Teil davon gehört zur Eritreisch-Orthodoxen Tewahedo-Kirche.

Eritrea nennt sich offiziell eine Demokratie. Tatsächlich beherrscht eine einzige Partei das politische, wirtschaftliche und kulturelle Leben. Seit 1995 ist in Eritrea ein Gesetz in Kraft, demzufolge der Staat alle sozialen Aktivitäten für sich vereinnahmt. Diese dürfen nicht von privaten Institutionen oder gar von religiösen Einrichtungen durchgeführt werden. Menschen, die nicht ins System passen, müssen mit harten Strafen rechnen. Erwachsene Männer und Frauen können jederzeit zum Militärdienst oder zur Zwangsarbeit eingezogen werden. Fast jeder zweite ist unter 15 Jahren alt. Das Durchschnittsalter beträgt knapp 19 Jahre. Etwa die Hälfte der Menschen können nicht Lesen und Schreiben.

Frei organisierte Christen drohen langjährige Gefängnisstrafen unter schlimmsten Bedingungen. Betroffene berichten von Misshandlungen. Sie werden in schäbige Verliese gesteckt oder in Frachtcontainer gepfercht, wo die Christen vor sich hin vegetieren. Tagsüber leiden sie unter der unerträglichen Hitze, nachts unter der Kälte und durchgehend an Hunger und Durst. Es ist schwierig, zu überleben.

Semere (Name geändert) weiss, was Haft bedeutet. Der heute 37-Jährige kam zum lebendigen Glauben an Jesus Christus und schloss sich einer nichtregistrierten Freikirche an. Während des Schlussgebets in einem Gottesdienst, an dem nebst ihm elf andere teilnahmen, stürmten plötzlich Polizisten und Soldaten in den Raum. Semere und die anderen landeten in der eritreischen Hauptstadt Asmara im Gefängnis.

Es war ihnen bewusst, dass ihnen viele Jahre Gefangenschaft drohten. Gerichtsprozesse finden in Eritrea zumeist nicht statt, und wenn, dann unterliegen sie richterlicher Beliebigkeit. Die Verhöre drehten sich ausschließlich um den unverzeihlichen »Frevel«, aktiver Christ zu sein. Trotz Drohungen weigerten sich die Angeklagten, ihren Glauben und ihre Aktivitäten aufzugeben.

Nach einigen Wochen kamen sie frei. »Warum gerade wir freigelassen worden sind und andere nicht, bleibt für uns ein Rätsel«, wundert sich Semere noch heute. Dem jungen Mann ist bewusst, dass es sich bei seiner Freilassung um eine seltene Ausnahme handelt. Er selbst hatte sich darauf eingestellt, im Gefängnis alt zu werden oder aufgrund der rauen Bedingungen zu sterben. Wie so viele Christen vor ihm. Semere ist überzeugt: »Verfolgung gehört zur Nachfolge von Jesus – besonders in Eritrea. Aber das darf uns niemals davon abhalten, unserem Auftrag nachzukommen und möglichst viele Menschen für das Reich Gottes zu gewinnen. Darin besteht unser grösstes Glück.«

Anzeichen für eine Verbesserung der Zustände in Eritrea lassen sich nicht ausmachen. Die Flucht ins Ausland ist – besonders für Christen – häufig die einzige Chance auf ein menschenwürdiges Dasein. Die meisten, denen die Flucht gelingt, sind schwer traumatisiert.

Wir beten für …
> ein Umdenken in der Regierung.
> die noch immer in Haft befindlichen Christen.
> Mut, den Glauben trotz hoher Risiken weiterzugeben.

Mehr Informationen: https://www.obrist-impulse.net/?s=eritrea

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