Gewalt gegen Frauen ist in Teilen der Türkei ein großes Problem. Eine Umfrage der türkischen Universität Kirikkale und der Organisation „Glückliche Kinder“ unter 3500 türkischen Männern ergab nun sogar, dass die meisten der Befragten Gewalt gegen ihre Ehefrauen als völlig normal, sinnvoll und sogar praktisch empfinden.
28 Prozent der Befragten hielten Gewalt gegen Ehefrauen für unerlässlich: Das müsse eben geschehen, um sie zu disziplinieren. 34 Prozent gaben sich gemäßigter und hielten Gewalt gegen Ehefreuen nur „gelegentlich“ für „notwendig“. Zusammen sind das 62 Prozent, fast zwei Drittel der befragten Männer.
Unter welchen Voraussetzungen Gewalt gerechtfertigt sei, meinten 37,9 Prozent um Prinzipien wie Ehre, Anstand und Disziplin durchzusetzen.
Ein tatsächliches Fehlverhalten ist dabei nicht nötig, es genügen böse Gerüchte. Geht das einmal los, dann steht man vor der Wahl, Geächteter zu sein oder die Frau umzubringen oder mit ihr zu fliehen, irgendwohin, wo einen niemand kennt.
Und insofern mag vielen Männern die Prügel als das geringere Übel erscheinen: Wenn es dazu dient, die „Ehre“ zu erhalten, also die Frau davon abzuhalten, sich in einer Weise zu benehmen, die in der Nachbarschaft für Gerüchte sorgen könnte, dann rettet man – so die Logik – nicht nur die Ehre, sondern unter Umständen auch die Frau vor noch Schlimmerem.
Im vergangenen Jahr wurden 125 Frauen von ihren Männern oder Partnern umgebracht, und die Tendenz ist eher steigend – allein in diesem März waren es 14 Morde. Mehr als 30.000 Frauen wurden von ihren Männern oder Partnern im vergangenen Jahr körperlich verletzt.
Die Ehrenmord-Forscherin Hülya Özaktürk fand durch Befragung zahlreicher Frauenmörder heraus, dass diese ihre Taten als den Geboten der Religion entsprechend betrachten.
Das Land wird immer wieder erschüttert von Berichten über bestialische Gruppenvergewaltigungen. Vor einigen Wochen schrieb ein zwölfjähriges Mädchen, das von 26 Männern vergewaltigt worden war, an den Justizminister: Alle ihre angeklagten Peiniger waren vom Gericht freigelassen worden.