Der Islamistische Terror

Am Montag 2.11.20 starben in Wien fünf Menschen nach einem Attentat im Zentrum der österreichischen Hauptstadt. Insgesamt wurden vier Passanten, zwei Frauen und zwei Männer, getötet. (Updates folgen)

Der Attentäter Kujtim Fejzulai ist ein Anhänger des Islamistischen Staates. Der Mann soll am Tag zuvor Videoaufnahmen des Attentats auf die Redaktion von «Charlie Hebdo» 2015 verschickt haben. Auf Instagram postete er mehrere Bilder. Eines zeigte ihn beim Treue-Schwur gegenüber Abu Ibrahim. Letzterer ist der Anführer der Terrormiliz Islamischer Staat. Der in der Nähe der Ruprechtskirche erschossene Attentäter war 20 Jahre jung.  Er war einschlägig wegen Mitgliedschaft in einer terroristischer Vereinigung vorbestraft. Er besass nebst der österreichischen Staatsbürgerschaft auch jene Mazedoniens. Wie «ORF» berichtet, wurde der Täter am 25. April 2019 zu 22 Monaten Haft verurteilt. Er hatte versucht, nach Syrien auszureisen und sich der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) anzuschliessen. Im Dezember 2019 durfte er das Gefängnis aufgrund des Jugendgerichtsgesetzes frühzeitig verlassen. Trotz der Verbindung zur Terrormiliz IS ist das konkrete Motiv für die Tat ebenso wenig bekannt wie ein Bekennerschreiben oder -video. Der erst 20-Jährige galt in der Kindheit als «lieber Bub», der brav für die Schule lernte und leidenschaftlich Fussball spielte. Seine Eltern sind gemäss der «Kronen Zeitung» angeblich «völlig unauffällige» Mazedonier, die fleissig arbeiten; der Vater als Gärtner, die Mutter als Verkäuferin. Ihr Sohn wurde am 24. Juni 2000 in Österreich geboren. Doch in der Pubertät begannen die Probleme. Kujtim F. veränderte sich und wurde für seine Lehrer und Freunde immer schwerer zugänglich. Der Grund: Über diverse IS-Propaganda-Foren hatte er längst neue «Freunde» gefunden – und sich dadurch immer stärker radikalisiert. Er begann, Moscheen zu besuchen. Er hatte auch Kontakte zur Salafistenszene in Winterthur ZH. Doch der Möchtegern-IS-Kämpfer scheiterte gemäss «Krone» zweimal mit seinem Plan, in den «Heiligen Krieg» zu ziehen.

Die Terrormiliz IS hat den Anschlag mittlerweile für sich reklamiert. Ein «Soldat des Kalifats» habe die Attacke mit Schusswaffen und einem Messer verübt und in der österreichischen Hauptstadt rund 30 Menschen getötet oder verletzt, darunter auch Polizisten, teilte der IS am Dienstag auf seiner Plattform «Naschir News» mit.

Gegen 20 Uhr wurde in der Seitenstettengasse das Feuer eröffnet. Die Täter schossen gezielt auf Menschen vor Bars und Restaurants. Das berichten zahlreiche Augenzeugen. Die Gäste seien in Panik in die Lokale geflüchtet. Die Angreifer seien ihnen gefolgt. Auch drinnen seien dann zahlreiche Schüsse gefallen. Mindestens vier Personen inklusive eines Täters kamen ums Leben. Es seien insgesamt 22 Menschen teils schwer verletzt worden.

Wiens Bürgermeister erklärte gegenüber dem ORF, dass der Mann «sehr umfassend vorbereitet» gewesen sein soll. Der erschossene Attentäter trug eine Pistole, eine Langwaffe sowie eine Machete mit sich. Der Sprengstoffgürtel stellte sich später als Attrappe raus.

Kardinal Schönborn hat gesagt, dass es fast 40 Jahre her ist, dass der letzte terroristischer Anschlag in Wien war. Wir haben uns sicher gefühlt. Seit gestern Abend ist es vorbei mit diesem Gefühl. Kardinal Schönborn hat gesagt: „Gehen wir weiter den Weg der Solidarität, der Gemeinschaft und der Rücksichtnahme.“ „Wir müssen jetzt in der Pandemie auf Abstand sein. Mit dem Herzen müssen wir nicht auf Abstand sein. Sorgen wir für Wärme in der Gesellschaft.“

In einem Tweet von diesem Dienstag schreibt der Papst: „Ich drücke meine Trauer und Bestürzung über den Terroranschlag in #Wien aus und bete für die Opfer und ihre Familien. Schluss mit der Gewalt! Lassen Sie uns gemeinsam Frieden und Brüderlichkeit aufbauen. Nur Liebe löscht den Hass aus.“

In einem Telegramm an den Wiener Erzbischof, Kardinal Christoph Schönborn, hieß es:

„Mit großer Betroffenheit hat der Heilige Vater Papst Franziskus von den schrecklichen Gewaltakten in Wien Kenntnis erhalten, die über unschuldige Menschen Tod und Schmerz gebracht haben. Seine Heiligkeit bekundet den Angehörigen der Toten und dem ganzen österreichischen Volk seine tiefe Anteilnahme. Ebenso ist er den Verletzten nahe und betet für deren baldige Genesung. Papst Franziskus empfiehlt die Opfer der Barmherzigkeit Gottes und bittet den Herrn, dass Gewalt und Hass aufhören und das friedliche Zusammenleben in der Gesellschaft gefördert werden mögen. Von Herzen begleitet Seine Heiligkeit alle, die von dieser Tragödie betroffen sind, mit seinem Segen.“

Bundeskanzler Sebastian Kurz wandte sich in der Nacht via Twitter an die österreichische Bevölkerung. «Wir erleben gerade schwere Stunden in unserer Republik.» Die Polizei werde «entschlossen gegen die Täter dieses widerwärtigen Terroranschlags» vorgehen.

„Tief betroffen und fassungslos“ hat sich die Islamische Glaubensgemeinschaft in Österreich (IGGÖ) über den Terroranschlag in der Wiener Innenstadt vom Montagabend gezeigt. Die IGGÖ bot uneingeschränkte Kooperation mit den Sicherheitsbehörden an und kündigte einen Gedenkgottesdienst für die Opfer im Rahmen des Freitagsgebets an. „Unsere liberale Rechtsordnung ist stärker als Gewalt und Terror“, so der IGGÖ-Präsident. „Es gibt keine Rechtfertigung für Gewalt.“ Er bedauerte zudem, dass „Menschen wie der Attentäter der Islamischen Glaubensgemeinschaft am meisten schaden würden“. Man müsse daher weiterhin verstärkt auf Prävention von Radikalismus setzen. Laut IGGÖ soll der Täter „nicht aus unserer unmittelbaren Religionsgemeinschaft“ gekommen sein. „Unsere Gedanken sind in diesen Stunden bei den Betroffenen, ihren Familien und den Einsatzkräften. Mögen Sie den Einsatz wohlbehalten überstehen“, hieß es in einer kurz nach den Anschlägen veröffentlichten ersten Stellungnahme der Islamischen Glaubensgemeinschaft in Österreich auf Facebook.

Auch der Verband von Italiens muslimischer Gemeinschaft (UCOII) verurteilte den Anschlag in Wien: „Wir sind mit den Wienern solidarisch, denn dieser Angriff trifft auch uns und unsere Werte als europäische Muslime“, schrieb UCOII-Präsident Yassine Lafram am Dienstag laut der Nachrichtenagentur APA.

Russlands Präsident Wladimir Putin verurteilte den Anschlag als ein «brutales und zynisches Verbrechen». Auch Nordmazedonien hat den Terroranschlag aufs Schärfste verurteilt.

Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hat Österreich sein Mitgefühl nach dem mutmasslichen Terroranschlag in der Innenstadt von Wien ausgesprochen. Wir, Franzosen, teilen den Schock und die Trauer von der Österreicher nach einer Angriff in Wien. Nach Frankreich ist es ein befreundetes Land, das angegriffen wird. Dies ist unser Europa. Unsere Feinde müssen wissen, mit wem sie es zu tun haben. Wir werden nichts nachgeben.“

Ein Syrer (29) soll seiner Frau Nuha H. (20) im Streit die Kehle durchgeschnitten haben. Er glaubte, sie habe seine Ehre beschmutzt, deshalb musste sie sterben. Die beiden haben drei gemeinsame Kinder, die bei Verwandten zwei Nächte untergebracht waren. Am Dienstagabend wollten die Eheleute die Kinder abholen. Gegen 22.30 Uhr hörte ein Anwohner furchtbare Schreie. Offenbar hatte Wahid S. seine Frau vor dem Haus mit einem Messer angegriffen. Nach Informationen schlitzte er seiner Gattin in einem weißen Golf die Kehle auf. Sie verblutete am Tatort vor den Augen ihrer drei kleinen Töchter.

Islam und Gewalt

Der Rechtsanwalt Murat Kayman, ehemaliger Koordinator von Ditib, versteht sich als Muslim und Europäer. Auf Zeit äussert er sich zum Mord an Samuel Paty.

Es gibt unter vielen Muslimen eine unkritische Haltung zur Gewalt. Islam und Gewalt weiterlesen

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