30.10.20 Die Aussage von Emmanuel Macron bei einer Gedenkfeier des von einem Islamisten enthaupteten Lehrers Samuel Paty zu den Karikaturen empört die muslimische Welt.
Macron sagte: Frankreich werde nicht «auf Karikaturen und Zeichnungen verzichten, auch wenn andere sich davon zurückziehen». Der Lehrer hatte im Unterricht Mohammed-Karikaturen als Beispiel für Meinungsfreiheit gezeigt.
Die Frage ist: Sind beleidigende Karikaturen Meinungsfreiheit und Bestandteil der europäischen (christlichen) Kultur?
Hamas-Führer Fathi Hammad sagte an eine Kundgebung am Freitag 31.10.20 in Gaza: «Die Schmähung unseres Propheten Mohammed durch Frankreich verletzt den Glauben von zwei Milliarden Muslimen auf der Welt.» «Die arabische und islamische Welt muss sich einig gegen diese kriminelle Attacke auf unseren Propheten stellen.»
Ikrima Sabri, Leiter des Höchsten Islamischen Rats der Palästinenser, hatte für Freitag zu einem «Tag des Zorns» aufgerufen. Tausende Palästinenser haben gegen Frankreichs Position zu Meinungsfreiheit und Karikaturen des Propheten Mohammed protestiert.
Drei Dinge werden vermischt: Beleidigende Karikaturen, Meinungsfreiheit und christliche Werte.
Einerseits karikierte Jesus mit den Bildreden. Anderseits forderte er: «Du sollst nicht falsch Zeugnis geben» (Matthäus 19,18). Paulus sagte: «Eure Rede sei allezeit wohlklingend und mit Salz gewürzt» (Kolosser 4,6). Jakobus ermahnt: «Habt ihr aber bittern Neid und Streit in eurem Herzen, so rühmt euch nicht und lügt nicht der Wahrheit zuwider» (Jakobus 3,14).
Jesus lässt aber auch die Meinungsfreiheit: «Da sprach Jesus zu den Zwölfen: Wollt ihr auch weggehen?» (Johannes 6,67).
Macron verteidigt nicht christliche Werte. Er verurteilt provozierende Beleidigungen nicht. Die Karikaturen von Charlie Hebdo sind nicht Meinungsfreiheit, sondern spöttische Provokationen.
Bei Paulus konnten die Menschen in Ephesus kein negatives Wort gegenüber ihn vorbringen, obwohl er mitten in der Hochburg der Göttin Artemis / Diana die Botschaft von Jesus verkündete (Apostelgeschichte 19,37). Die Kunst liegt darin, seine Meinung zu vertreten, ohne andere zu denunzieren.
Wie können wir uns verhalten?
Die Tat verurteilen, aber nicht ins Rad der Rache einsteigen. Das bedeutet ver-geben. Gott die Rache und Wiedergutmachung übergeben. Dazu hat auch Gott dem Staat die Autorität übergeben, dass er Verbrechen ahndet (Römer 13,3-4). Indem wir ver-geben, werden wir wieder frei.
Doch wir müssen auch spöttische Beleidigungen verurteilen. Kardinal Louis Raphael I. Sako sagte: „Die chaldäische Kirche im Irak und in der Welt verurteilt alle Formen der Beleidigung von Religionen und der Verletzung religiöser Überzeugungen unter jedem Vorwand und prangert gleichzeitig alle Gewaltakte im Namen der Religion an“.
Beleidigende Karikaturen sind keine Meinungsfreiheit auch nicht von der Gegenseite.
Bild Mittwoch in Tehran.