Im Nahen Osten überschlagen sich die Ereignisse. Hinter den Kulissen scheint Saudi-Arabien seine arabischen Verbündeten zu Friedensabkommen mit Israel zu ermutigen. Laut Beobachtern würde dies den Weg für die Saudis zu einem eigenen Friedensvertrag ebnen.
Zuletzt näherte sich Saudi-Arabien dem israelischen Staat zusehends an. So soll das Land beispielsweise bei der Planstadt «Neom» mitwirken.
«Saudi-Arabien arbeitete hinter den Kulissen und ermutigte die Vereinigten Arabischen Emirate und Bahrain, Friedensabkommen mit Israel zu unterzeichnen», berichtete die britische Zeitung «Guardian» unlängst.
Saudische Beamte sagten der in London ansässigen Zeitung, dass die saudische Regierung den Iran als eine massive Bedrohung für die arabischen Golfstaaten ansehe. Auch deshalb rückten Jerusalem und Riad in den letzten Jahren hinter den Kulissen erheblich zusammen.
Erst vor kurzem kündigten die Saudis an, dass Flügen von und nach Israel die Nutzung des eigenen Luftraums erlaubt sei.
Ein saudi-israelisches Friedensabkommen wäre ein Wendepunkt im Nahen Osten. Der «Guardian» geht davon aus, dass, wenn alle regionalen Verbündeten Saudi-Arabiens bereits mit Israel Frieden geschlossen haben, dies den Weg für die Saudis ebnen würde, dem Beispiel zu folgen. Ein solcher Schritt würde einen «seismischen Wandel in der Geopolitik der Region» bedeuten. mehr Informationen
Fest steht, dass der mächtige Kronprinz Mohammed bin Salman bei dieser stillen Einleitung eines Wandels seine Finger im Spiel hat.
Der 35-jährige Thronfolger und sein 84-jähriger Vater, König Salman, beurteilen die nationalen Interessen unterschiedlich. »Es ist kein Geheimnis, dass es einen Generationenkonflikt gibt«, sagt der in New York ansässige Rabbiner Marc Schneider.
Es hat zum Teil mit Unsicherheiten im Zuge der US-Wahl zu tun, dass die Regierungen am Golf ihren Blick zunehmend nach Israel richte.
Wie Rabbi Schneider schildert, hat ihm der frühere saudische Botschafter in den USA, Prinz Chalid bin Salman, gesagt, dass die Reform der saudi-arabischen Wirtschaft für seinen Bruder, den Kronprinzen, höchste Priorität habe. »Er sagte wortwörtlich: ›Ohne Israel werden wir keinen Erfolg haben können‹«. Der Aufbau von Beziehungen sei also für die Saudis keine Frage des »Ob«, sondern eine Frage des »Wann«.
So bekräftigte er der staatlichen saudischen Nachrichtenagentur Saudi Press Agency zufolge auch Anfang September in einem Telefonat mit US-Präsident Donald Trump, dass er weiter der Arabischen Friedensinitiative (2002) verpflichtet sei.
Aber sein Sohn, der Kronprinz, hat sich mehr als einmal mit ungewöhnlichem Selbstbewusstsein von Traditionen abgekehrt.
»Es herrscht das Gefühl, dass das ein sehr guter Schritt für Saudi-Arabien wäre, aber sie wollen nicht, dass er als Ausdruck saudischer Schwäche ausfällt. Sie wollen sicherstellen, dass er Ausdruck eines Beitrags zu saudischer Stärke wird.«
Mehr als 90 Prozent unterstützten die offizielle Position Saudi-Arabiens, »dass es einen palästinensischen Staat mit Ostjerusalem als Hauptstadt geben muss«, sagte Prinz Turki jüngst.
Es lässt sich jedoch manches zwischen den Zeilen lesen, und einiges spricht sogar Bände. Die englischsprachige saudische Tageszeitung »Arab News« änderte unlängst ihr Banner auf Twitter, um »Schana Towa« zu wünschen. mehr Informationen