Hunderte orthodoxe Christen sind seit Ende Juni 2020 in der äthiopischen Provinz Oromia ermordet, Tausende vertrieben worden. Fanatische muslimische Oromo-Extremisten wüteten offenbar teilweise unter den Augen der Polizei. Die Äthiopisch-Orthodoxe Kirche berichtet in einem Appell über die Massaker: „Nur wegen ihres orthodoxen Glaubens wurden sie mit Schwertern ermordet, mit Macheten verstümmelt, mit Speeren erstochen, mit Stecken und Steinen erschlagen.“
“Aus einem Land mit 110 Ethnien, 84 verschiedenen Sprachen und vier Religionen, in dem die Menschen über Jahrhunderte in friedlicher Koexistenz lebten, sei ein Land gemacht worden, „in dem jeder jedem nach dem Leben trachtet, und in dem jeder nur den Vorteil seiner eigenen Sippe und Ethnie sucht“, sagt der äthiopische Prinz Asfa-Wossen Asserate im Gespräch mit der „Tagespost“.
Äthiopien konnte lange auf sein tolerantes Neben- und Miteinander von Christen und Muslimen verweisen, bestätigt Asserate: „Bis vor 20 Jahren gab es ein friedliches Zusammenleben von Christen und Muslimen. … Als dann die Wahhabiten aus Saudi-Arabien kamen, radikalisierten sie viele äthiopische Muslime, vor allem unter der Jugend.“ Federführend bei den aktuellen Ausschreitungen sei die radikale „Islamische Front für die Befreiung von Oromia“, die eine große Nähe zur nigerianischen Boko Haram und zur somalischen Al-Shabaab habe. „Neben den ethnischen Auseinandersetzungen droht nun ein religiöser Kampf, was für Äthiopien fatal wäre“, so Asserate gegenüber der „Tagespost“.