3.9.20 Die libanesischen Streitkräfte gaben am Donnerstag 3.9.20 bekannt, dass bei einer Inspektion von vier Containern weitere 4,35 Tonnen Ammoniumnitrat entdeckt wurden.
13.8.20 Das libanesische Volk war lange Zeit misstrauisch gegenüber der Präsenz von Hisbollah-Waffen und Bombenbaumaterial in Wohngebieten. Doch nach der Explosion in Beirut sind sie sich nun des wahren Ausmaßes der Gefahr bewusst, die von der iranischen Stellvertretermiliz ausgeht. Die Libanesen sind sich jetzt der weitreichenden Zerstörung bewusst, die eine Verbindung mit der Hisbollah bedeuten könnte, und zwar nicht nur im Falle von Unfällen, sondern auch, falls und wenn die Terrorgruppe Israel das nächste Mal provoziert. Die Hisbollah bleibt vorerst relativ ruhig. Sie steht zweifellos auch unter Schock über das Ereignis und muss seine Auswirkungen auf die Zukunft der Gruppe analysieren. Die Menschen im Libanon sind jetzt sicherlich auch misstrauischer gegenüber der Tatsache, dass das große Raketenarsenal der Hisbollah in zivilen Gebieten gelagert und eingesetzt wird, um es vor israelischen Luftangriffen zu schützen. mehr Informationen
Das Ansehen von Hisbollah-Chef Hassan Nasrallah ist nach der Explosion stark gesunken. Er redet aber lieber über die angeblich glorreiche Vergangenheit. Bevor am 4. August unter noch immer ungeklärten Umständen 2750 Tonnen Ammoniumnitrat explodierten und weite Teile Beiruts zerstörten, schien Nasrallah auf dem Höhepunkt seiner Macht zu sein. Wenige Tage vor seinem 60. Geburtstag nun befindet sich der Mann, der stets in Roben und mit dem Turban der schiitischen Gelehrten auftritt, in einer delikaten Lage. Zwar ist er nach dem Rücktritt des Kabinetts Diab die entscheidende Figur bei Verhandlungen über die Besetzung einer neuen Regierung oder vorzeitige Wahlen. Gleichzeitig erodiert sein Ansehen in der Bevölkerung immer mehr. Der große TV-Sender LCBI will keine Reden mehr von Politikern übertragen, auch seine oft stundenlangen nicht mehr, die früher Quotenhits waren. In Beiruts Zentrum hängten Demonstranten Puppen mit Nasrallahs Gesicht an symbolische Galgen. Es besteht der Verdacht, dass die Hisbollah indirekt etwas mit der Explosion zu tun haben könnte. Dass sie im Hafen Waffenlager oder andere Einrichtungen unterhalten hat, in denen ein Unfall eine verheerende Kettenreaktion auslöste. Nasrallah selbst wies alle Schuld von sich, bestritt, mit seinen Leuten den Hafen zu kontrollieren.
11.8.20 Update: Nach neusten Informationen soll die Regierung schon im Juli von der Gefahr gewarnt worden sein. Insider berichten, dass die Warnung direkt an Ministerpräsident Hassan Diab und Präsident Michel Aoun adressiert war. Der Bericht soll bereits am 20. Juli verschickt worden sein.
Die Frau des niederländischen Botschafters im Libanon, Hedwig Waltmans-Molier, starb an den Folgen der Explosion, teilte das niederländische Außenministerium mit. Sie hatte in ihrem Wohnzimmer gestanden, als die Explosion stattfand. Bei der Explosion wurde auch ein deutscher Konsularbeamter getötet, dessen Name noch nicht bekannt ist.
Die französische Presse sinniert über eine Rekolonialisierung des Libanon. Das ist natürlich absurd, auch wenn es tatsächlich eine derartig sentimentale Aktion mit bereits über 50.000 Unterschriften gibt, die den französischen Präsidenten wieder zum Herrscher über das Land zwischen Syrien und Israel machen will. Nach dem von Frankreich gemanagten Pariser Klimaabkommen 2015 und dem von Macrons Vorschlägen beseelten Corona-Rettungspaket des historischen EU-Gipfels vor einem Monat treibt der Élysée-Palast die europäische Außenpolitik vor sich her. Und Deutschland muss folgen, wahrscheinlich auch im Libanon.
10.8.20 Die Menschen in Beirut wissen genau, wer im Land Interesse daran hat, explosives Material griffbereit zu haben. Die meisten Libanesen werden annehmen, das Ammoniumnitrat gehörte der Hisbollah, zur Verwendung in Syrien und gegen Israel. Warum die Chemikalie explodiert ist, ist eine andere Frage, die reichlich Platz für Spekulationen bietet. Die Hisbollah ist nun in einer unangenehmen Position.
Hassan Nasrallah hat jedenfalls die riesige Explosion vorausgesehen. Er hat nur Beirut mit Haifa verwechselt: Vor vier Jahren drohte der Hisbollahchef aus seinem Bunker den Israelis, ein paar Raketen auf ein paar Düngermittelfabriken in Haifa kämen einem Atombombenangriff gleich.
Als Chef einer großen Terrororganisation kennt sich Hassan Nasrallah mit verheerenden Explosionen und mit Ammoniumnitrat aus. Die Chemikalie dient als Basis für Dünger wie für Sprengstoff. In England hatte die Hisbollah 2015 zweieinhalb Tonnen des Stoffs gelagert, in Deutschland immer noch ein paar Hundert Kilogramm. In Beirut sind nun angeblich zweieinhalbtausend Tonnen davon explodiert.
Diese Explosion ist ein unglaubliches Ausrufezeichen inmitten eines Zerrüttungsprozesses. Im Libanon lief der Staatsverfall schließlich so eilig und gnadenlos ab, dass die Menschen nicht einmal mehr Demonstrieren gingen. Das Aufatmen der Eliten und der Hisbollah, scheinbar wieder die Kontrolle erlangt zu haben, war jedoch nur eine Illusion. Rein praktisch ist mit der Zerstörung des Beiruter Hafens die Hauptversorgungsader des Landes durchtrennt.
Direkt neben dem explodierten Lagerhaus, an dessen Stelle nun ein Krater klafft, der sich mit Meerwasser gefüllt hat, stand der Hauptgetreidespeicher des Libanon. Das war die Versorgung des Libanon für die nächsten Monate. Der Speicher war vermutlich nur gering gefüllt, auch das wohl schon eine Folge der Devisenschwierigkeiten der Regierung. Das Hauptproblem ist die Zerstörung der Entladevorrichtung und des Speichers. Der Hafen von Tripolis im Norden wird wohl einen Großteil der Funktionen von Beirut übernehmen können. Getreidesilos im Hafen gibt es dort allerdings nicht. Die Menschen müssen mit gesperrten Konten leben, von denen nur Kleinstbeträge monatlich abhebbar sind, und die libanesische Lira ist im Sinkflug.
Auf die schöne Geschichte von den Chinesen, die angeblich Milliarden und Abermilliarden in den Libanon pumpen wollten, sollte man wiederum nicht allzu viel geben. Auch das bereits kolportierte chinesische Angebot, den Hafen Beiruts umgehend wieder aufzubauen, wird man mit Vorsicht genießen dürfen. mehr Informationen
Der italienische Sprengstoffexperte Danilo Coppe glaubt, dass ein Munitions- / Sprengstoffdepot in Beirut das Epizentrum der massiven Explosion vom 4. August war. Die resultierende orangefarbene Wolke bestätigt ferner die Existenz eines solchen Bestands im Hafen.
„Beirut ist ein Opfer der Waffenlager der Hisbollah“, heißt es in diesem Poster, das überall in den libanesischen sozialen Medien läuft!
Ein italienischer Abbruchexperte glaubt, dass Lithiummetall an der Explosion in Beirut beteiligt ist. Während Danilo Coppe glaubt, dass Ammoniumnitrat sehr gut beteiligt gewesen sein könnte, ist der italienische Experte überzeugt, dass Lithiummetall sicherlich an der Explosion beteiligt war.
Der ehemalige libanesische Justizminister Ashtaf Rifi sagte, dass der Hangar 12, das Lagerhaus, das in Beirut explodierte, der Hisbollah gehörte und dass die Organisation einen Teil des Hafens kontrolliert.
Russische Experten behaupten, 275 Tonnen Ammoniumnitrat hätten Beirut vollständig ausgelöscht. Alle fragen jetzt, was es war, was die Explosion tatsächlich verursacht hat. Wieder sind alle Finger auf die Hisbollah gerichtet, weil vermutlich der Raketentreibstoff aus dem Iran im Hafen gelagert wird.
Hisbollah-Mitglieder haben im Hafen von Beirut unter dem Deckmantel des Gesundheitswesens, den Tatort gesäubert. Kein Wunder, dass das libanesische Volk eine internationale Untersuchung fordert. Sie wissen, dass Beweise entfernt wurden.
Mehr als 53.000 Libanesen haben die Petition unterschrieben, um zum französischen Mandat zurückzukehren und ihre eigene arabische korrupte Führung loszuwerden! Dies ist ein Misstrauensvotum gegenüber ihrer Regierung im Allgemeinen und der Hisbollah im Besonderen. Libanesische Demonstranten singen: „Iran – raus aus dem Libanon!“
Im September 2018 hielt der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu auf der Generalversammlung der Vereinten Nationen eine Rede, in der er die Existenz einer Raketenfabrik im Hafen von Beirut deutlich machte. mehr Informationen
Die Reaktion von Libanesen: Sie werfen Schuhe und sprayen Ungezieferspray gegen den Hisbollahführer Hassan Nasrallah . Hisbollah, die «Partei Gottes», ist ein Zusammenschluss schiitischer Gruppen im Kampf gegen die damalige israelische Invasion. Sie ist heute quasi ein «Staat im Staat». Nicht nur ist sie eine militärische Macht im Land und darüber hinaus, auch ist sie seit 1992 über ihre Partei politisch in die Nationalversammlung eingebunden.
Libanon zählt laut einer CIA-Schätzung rund 5,5 Millionen Einwohner. Rund ein Viertel davon sind Flüchtlinge. Über 400’000 palästinensische Flüchtlinge leben gemäss offiziellen Zahlen im Land. Teilweise in dritter Generation, aber ohne weitere Rechte. Ab 2011 kamen rund 1,5 Millionen syrischen Flüchtigen hinzu. Auf einen Schlag hatte das Land mehr schulpflichtige syrische als libanesische Kinder. Die Arbeitslosigkeit verdoppelte sich innerhalb zwei Jahren auf 20 Prozent. 40 Prozent aller Arztbesuche entfielen auf syrische Flüchtlinge.
In den letzten acht Monaten verlor das libanesische Pfund mehr als 80 Prozent an Wert. Strom und Internet werden immer wieder unterbrochen.
Knapp 60 Prozent der Einwohner sind arbeitslos. Millionen von Menschen droht der Hunger. So schlimm sei es nicht mal im Bürgerkrieg gewesen, so sagen ältere Libanesen zynisch.
Der Kollaps des Libanons scheint unausweichlich.
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