China schliesst im Kreis Yugan 48 Kirchen, dies innerhalb von nur zwei Wochen. Es gebe dort zu viele Gläubige, sollen Regierungsbeamte gesagt haben. «Wenn so viele Menschen an Gott glauben, wer hört dann auf die Partei?» Der Landkreis Yugan liegt in der Provinz Jiangxi und zählt mehr als eine Million Einwohner. Yugan zählt rund zehn Prozent Christen. Diese hohe Zahl von Gläubigen beunruhigt mittlerweile die Regierung – diese hat nun kurzerhand innerhalb von zwei Wochen 48 Kirchen geschlossen. Dies obschon diese Kirchen Teil der Drei-Selbst-Kirche sind, einer 1954 gegründeten protestantischen Kirche, die unter der Autorität der Kommunistischen Partei Chinas steht, die sie kontrolliert und ihre Leiter ernennt.
Mit der Zunahme der Christenverfolgung scheinen Christen selbst in der offiziellen Kirche vor Repressionen nicht mehr sicher zu sein. «Wir dachten, dass nach dem Beitritt zur Drei-Selbst-Kirche die Verfolgung aufhören würde. Aber wir werden nach wie vor verfolgt», sagt eine Christin. Die von der Verfassung vorgesehene Religionsfreiheit sei nicht gewährleistet.
Ein anderer Christ erklärt: «Die Regierung erlaubt uns nicht, an Gott zu glauben. Xi Jinping folgt dem Weg von Mao Zedong, der alle religiösen Überzeugungen unterdrückte und Gläubige tötete. Wenn Sie sich weigern, den Befehlen des Präsidenten zu gehorchen und weiterhin an religiösen Versammlungen teilzunehmen, werden Sie verhaftet und inhaftiert.»
Somit geht der harte Kurs der letzten Wochen und Monate weiter: Die Behörden haben die Kirche Donghu in der chinesischen Provinz Qinghai am Ostersonntag mit einem Bulldozer niedergerissen – auch sie hatte den Status einer Drei-Selbst-Kirche. mehr Informationen
In mehreren Regionen Chinas dürfen die staatlich kontrollierten katholischen Kirchen nach der Coronavirus-Pandemie nur wieder öffnen, wenn sie auch „Patriotismus“ predigen. In der ostchinesischen Provinz Zhejiang etwa veröffentlichte die von der Kommunistischen Partei kontrollierte „Chinesische Katholische Patriotische Vereinigung“ am 29. Mai neue Vorschriften über die Wiederaufnahme der Feier der heiligen Messe. Zu den Vorschriften gehört auch „Patriotismus“ in der Liturgie. Aus der Provinz Hebei schilderte ein als „Pfarrer Liu“ vorgestellter Priester der Nachrichtenseite, dass er „eine gute Lektion über Patriotismus zu erteilen“ habe. In Sichuan müssen Katholiken, die wieder in die Kirche gehen wollen, die Erlaubnis eines Regierungsbeamten einholen.
In den ersten 20 Tagen im Januar sind die Stätten für religiöse Aktivitäten aller Religionen in ganz China zur Vermeidung von Ansteckungen mit dem Coronavirus SARS-CoV-2 schrittweise geschlossen worden. Das Internet und die sozialen Medien dienten als ein Mittel, mit dem die Glaubensgemeinschaften das religiöse Leben in China seit der Schließung der religiösen Stätten aufrechterhalten.
Die religiösen Stätten (Kirchen, Tempel usw.) waren wegen der Pandemie rund fünf Monate geschlossen. Seit Anfang Juni können die Kirchen wieder geöffnet werden. Dazu sind jedoch Genehmigungen aller Autoritätsebenen und Garantien für vorbeugende Gesundheitsmaßnahmen erforderlich. Die religiösen Stätten waren die letzten Einrichtungen, die nach der Industrie, der Gastronomie, Kinos und Straßenmärkten, wieder öffnen durften. Die Kirchengebäude können nur unter der Bedingung wiedereröffnet werden, dass die Kirchengemeinden Maßnahmen zur Verhinderung von Pandemien wie Temperaturkontrolle, Masken, Desinfektionsmittel, Routen usw. garantieren.
Das Regime versucht seit dem Jahr 2013 unter der Führung des „Präsidenten auf Lebenszeit“ Xi Jinping, durch eine Politik der „Sinisierung“ alle Religionen im Land mit der atheistischen Ideologie des Kommunismus „kompatibel“ zu machen.
Im Jahr 2019 berichtete die staatiche Nachrichtenagentur „Xinhua“, wie ein Vertreter des „Ständigen Ausschusses des Politbüros“ eine „neue Übersetzung“ der Bibel erörterte, die mit den Vorstellungen der Kommunistischen Partei Chinas vereinbar sein sollte. Dazu sollten auch ganze Passagen aus dem Alten und Neuen Testament – aber auch aus dem Koran für Muslime – entfernt werden, die gegen „sozialistische Grundwerte“ verstoßen.
Die Kommunistische Partei will Christen nicht einfach unterdrücken, sondern das Christentum so ändern, dass es mit seiner atheistischen Ideologie vereinbar ist, erklärte Professor Xi Lian von der Duke University gegenüber dem „Wall Street Journal„. Man arbeite an einer „neuen Version des Christentums, das seiner transzendenten Visionen und Werte beraubt ist“, so der Wissenschaftler.
Wie der „Fünfjahresplan der Sinisierung“ im Fall des Islam aussieht, hat weltweit Aufsehen erregt: Chinas Behörden haben Schätzungen zufolge mindestens eine Million muslimischer Uiguren in „Erziehungslager“ gesperrt, um diese zu überzeugten Sozialisten und „guten Bürgern“ zu machen. mehr Informationen