Das Endgericht wird immer wieder durch einen neuen Siebener-Schritt aufgeschoben. Es gibt je sieben Siegel-, Posaunen- und Zornschalengerichte. Oder sollte man besser Weckrufe sagen? Diese aufeinanderfolgenden Zyklen wollen uns aufzeigen, dass sich das Endgeschehen nicht in einer einzigen geradlinigen Entwicklung vollzieht, in dem wir nachrechnen oder etwas im Voraus bestimmen können. Es sind einzelne Etappen, Ereignisketten, die jede in ihrer Art endzeitlichen Charakter trägt und doch die Möglichkeit einer weiteren und neuen Entwicklung nicht ausschließt. Vieles bleibt offen, so wie auch die Reaktion der Bewohner von Ninive auf die Botschaft von Jona eine Verzögerung des Gerichtes auslöste.
Was die Menschheit erlebt, ist die Antwort auf die Gebete der Heiligen: „Wie lange zögerst du noch, Herr, du Heiliger und Wahrhaftiger, Gericht zu halten und unser Blut an den Bewohnern der Erde zu rächen?“ (Offenbarung 6,10). Der Vollzug wird durch das Lamm ausgelöst. Hinter den Ereignissen steht Gottes Rettungswille. Hier erlebt Johannes, was er sich in jungen Jahren wünschte: dass Gott mit Macht eingreift und Feuer vom Himmel fällt (Lukas 9,54).
Vom Ton der Posaune reden die Propheten, wenn sie vom kommenden Tag des Herrn verkünden. Mit der Posaune wird ein neuer Abschnitt angekündigt. Das Blasen von Posaunen wird in der Bibel zum ersten Mal bei der Gesetzgebung erwähnt (2.Mose 19,16).
Die ersten vier Posaunen bilden eine Einheit. Sie sind eine Anspielung an die Gerichte in Ägypten, bei denen der Hagel, die Feuer-Blitze (2.Mose 9,22-24), das Blut und auch ungenießbares Wasser (2.Mose 7,19) sowie Finsternis (2.Mose 10,21-22) und Tod (2.Mose 11,5) eine Rolle spielten. Die Offenbarung schildert uns den Auszug der Kinder Gottes aus einer gefallenen Welt in die neue Welt Gottes, indem das Böse überwunden wird.
Einige verstehen Offenbarung 8,8 auch so, dass dieser Bericht den Ausbruch des Vesuv andeutet, der im Jahre 79 mit der Zerstörung der beiden Städte Pompeji und Herkulaneum einen gewaltigen Eindruck auf die Menschen der Antike hinterlassen hat. Der große Stern wäre dann ein Meteor, dessen geheimnisvolle Herkunft die damaligen Menschen aufs Stärkste beschäftigt hat.
Andere legen diese Stelle so aus, dass der Begriff „Wermut“ in Offenbarung 8,11 ein Hinweis auf den Atomunfall von Tschernobyl ist. „Tschernobyl“ ist die ukrainische Bezeichnung der Pflanzenart Beifuß (Artemisia vulgaris). Diese gehört zur selben Pflanzengattung wie das Wermutkraut (Artemisia absinthium).
Klar ist, dass die grundlegenden Ressourcen der Nahrungskette zerstört werden, nicht aber die Menschen direkt. Die erste Posaune betrifft das Land, die zweite das Meer und die dritte die Quelle des Lebens.
Die Ereignisse, die hier beschrieben werden, könnten ein Meteoriteneinschlag, ein Vulkanausbruch oder der Einschlag eines großen Asteroiden sein, mit der Folge, dass sich durch die Partikel in der Luft Sonne, Mond und Sterne verdunkeln und die Temperatur absinkt. In Offenbarung 16,9 wird die Menschen dann eine große Hitze beschäftigen.
Auffallend ist, dass hier bei den Posaunen der dritte Teil erwähnt wird. Beim vierten Siegel war es der vierte Teil (Offenbarung 6,8). Es gibt eine deutliche Steigerung der Reichweite und der Deutlichkeit der göttlichen Gerichte.
Für die Dauer einer halben Stunde herrscht vor dem Thron Gottes Stille. Der Lobgesang der Vollendeten und die Anbetung Gottes wird jäh abgebrochen. Bevor Johannes den ersten Posaunenstoß vernimmt, wird er Zeuge einer seltsam schweigenden Handlung. Nun bringt ein Engel, wie der Hohepriester im jüdischen Heiligtum, ein Rauchopfer dar. Kein Wort wird gesprochen. Alles vollzieht sich in absoluter Stille. Zweimal wird dem Apostel in diesem Kapitel gesagt, dass es sich dabei um die Gebete der Heiligen handelt (Offenbarung 8,3; Offenbarung 8,4), so wie es schon in Offenbarung 5,8 beschrieben wird. Ihre Gebete sind es, die vor Gott kommen, wenn sie auch hier auf Erden noch so armselig, ohnmächtig und wirkungslos erscheinen. Die Gebete der glaubenden Gemeinde und das königliche Walten des lebendigen Gottes greifen machtvoll ineinander. Von diesem Gebet gehen unabsehbare Wirkungen aus bis in die letzte Ausgestaltung und Vollendung von Gottes Willen.
Je härter die Gerichte werden, umso dringender und brennender und mit größerer Zuversicht und Gewissheit wird die Gemeinde beten: „Dein Reich komme“ (Matthäus 6,10).
In Lukas 21,25-28 sagt Jesus, dass am Ende das ganze Firmament erschüttert wird. Doch die Glaubenden sollen zum Himmel aufblicken, denn die Erlösung naht.
Text: Hanspeter Obrist
Apokalypse – Das biblische Buch der Offenbarung
Das Buch der Offenbarung (1)
Briefe aus dem Himmel (2)
Jesus sorgt sich um jede Gemeinde (3)
Ein Blick auf den Thron Gottes (4)
Wer ist würdig? (5)
Das Lamm enthüllt die Geheimnisse (6)
Rettung kommt von Gott (7)
Die Antwort auf die Gebete der Heiligen (8)
Das Böse hat Grenzen (9 und 10)
Gott sucht Anbeter (11)
Die Frau und der Drache (12)
Der Drache mobilisiert die ganze Welt (13)
Die Ernte (14)
Der Mensch verharrt in seiner Auflehnung gegen Gott (15-16)
Babylon und ihr Fall (17-18)
Das große Halleluja (19)
Die letzte Einladung (20)
Das himmlische Jerusalem (21)
Das Schluss-Statement von Jesus (22)
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