Sterbewillige auf ihrem letzten Weg zu begleiten, stellt für Angehörige eine massive psychische Belastung dar. Laut einer Studie der Uni Zürich leidet jeder Vierte danach an Depressionen.
Die Freitodbegleitung hat für involvierte Angehörige massive seelische Konsequenzen. Jeder Vierte weist danach eine posttraumatische Belastungsstörung (PTBS) oder eine Depression auf. Zu diesem Schluss kommt eine Studie der Universität Zürich.
Damit treten solche psychischen Störungen nach der Freitodbegleitung häufiger auf als bei natürlichen Todesfällen, wie die Psychologin Birgit Wagner am Donnerstag im «Tages-Anzeiger» erklärte.
«Den unnatürlichen Tod einer nahestehenden Person zu erleben, scheint eine starke Belastung für die Trauernden zu sein und kann 14 bis 24 Monate später zu schwerwiegenden psychischen Problemen führen», schreiben die Forschenden.
Es stellte sich heraus, dass vor allem posttraumatische Störungen nach der Freitodbegleitung häufiger waren: In der Vergleichsgruppe litten viermal weniger Personen an der Störung (5 Prozent), in der vollen Ausprägung sogar 20-mal weniger (0,7 Prozent). Das Auftreten von komplizierter Trauer war etwa gleich häufig.
Bei einer holländischen Studie trat indes PTBS bei Begleitern eines freiwilligen Suizids nur halb so häufig auf wie bei Angehörigen von Krebspatienten, die eines natürlichen Todes starben (2,1 und 5,7 Prozent). Gemäss den Zürcher Forschenden ist der Anblick eines qualvollen Krebstodes ebenfalls ein sehr stressreiches Erlebnis.
Gemäss der aktuellen Studie kommt es öfter zu einer PTBS, wenn das soziale Umfeld wenig Verständnis für den Freitod-Entscheid oder Unterstützung für die Betroffenen aufbringt. Auch die forensische Untersuchung durch die Polizei und das Rechtsmedizinische Institut die zwingend auf jeden unnatürlichen Tod folgt, empfänden viele Betroffene als belastend. Bei Exit müssen zwingend zwei Zeugen beim begleiteten Freitod dabei sein, meist sind dies nahe Angehörige.