Bei der Mehrzahl spielt die religiöse Identität eine wichtige Rolle. 57 Prozent der Deutschen und 50 Prozent der Schweizer ist ihre Religionszugehörigkeit wichtig. Das ist ein Ergebnis einer Studie des deutsch-schweizerischen Forschungsprojektes „Konfigurationen individueller und kollektiver religiöser Identitäten und ihre zivilgesellschaftlichen Potenziale“ (KONID).
Laut der Studie sprechen sich 66 Prozent der Befragten in Deutschland und 60 Prozent in der Schweiz mit ausgeprägter religiöser Identität für einen interreligiösen Dialog aus. Die Forscher erkennen darin einen „in beiden Ländern nahezu geschlossenen Konsens über den Wert der Religionsfreiheit“ und damit das Potenzial, dass religiöse Verschiedenheit verbindend wirkt und gesellschaftlichen Zusammenhalt fördert.
Um positiv in die Gesellschaft hineinzuwirken haben die Kirchen durchaus gute Voraussetzungen. Probleme ergeben sich dann, wenn Kirchen zu sehr nach innen denken und die Abschottung ihrer Mitglieder gegenüber der Gesellschaft befördern.
Die Forscher gelangten zu dem Ergebnis: Religiosität und Engagement bestärken sich wechselseitig. „Wer in Deutschland seine religiöse Identität als äußerst wichtig ansieht, ist wesentlich häufiger gesellschaftlich engagiert (59 Prozent) als jemand, dem diese soziale Identität völlig unwichtig ist (48 Prozent)“, heißt es im Forschungsbericht.
„Zum einen bringt eine starke religiöse Identität in dogmatischen religiösen Gruppen Abgrenzungsprozesse und Konfliktpotentiale hervor, zum anderen wirkt sie brückenbildend und stärkt den gesellschaftlichen Zusammenhalt“, erklärte Religionssoziologe Gert Pickel.
Die Untersuchung offenbart zudem, dass Freikirchler und Muslime in den beiden Ländern am häufigsten über Diskriminierungserfahrungen berichteten, die jedoch „insgesamt moderat“ ausfielen.
Überraschend für die Forscher sei der Befund gewesen, dass Religion in Deutschland wie in der Schweiz gesamtgesellschaftlich eine Größe ist, um die soziale Identität Einzelner nachhaltig zu strukturieren. mehr Informationen