Das Apostelkonzil in Jerusalem
Nachdem auch nichtjüdische Menschen zum Glauben an Jesus kamen, kommt es zu Meinungsverschiedenheiten darüber, welche Gesetze sie einhalten müssen. Einige Personen aus Jerusalem lehren in Antiochien, dem Zentrum der nichtjüdischen Gemeinde, dass alle an Jesus Glaubenden zum Judentum übertreten und sich beschneiden lassen müssen. Paulus als pharisäischer Schriftgelehrter und Barnabas als Mediator sehen das anders. Da man sich nicht einigen kann, beschließt man, die Frage in Jerusalem mit den Aposteln und Ältesten zu klären.
Petrus vertritt die Position, dass es allein auf den Glauben ankommt und nicht auf äußere Rituale. Das habe der Empfang des Heiligen Geistes bei Kornelius in Cäsarea bestätigt (Apostelgeschichte 10).
Barnabas und Paulus unterstützen ihn in diesem Standpunkt aufgrund einiger Erlebnisse auf ihrer Reise. Spannend ist, dass in Jerusalem wieder Barnabas der Wortführer ist und nicht Paulus.
Jakobus bringt einen Kompromiss ins Spiel, den er mit einem Schriftbeweis (Amos 9,11-12) bestätigt.
Es wird gut erkennbar, dass Jakobus in der Gemeinde größere Autorität hat als Petrus. Paulus schreibt später, dass Jakobus eine Schlüsselperson sei (Galater 1,19): „Von den anderen Aposteln sah ich keinen, nur Jakobus, den Bruder des Herrn (Jesus).“
In allem Ringen sucht man nicht nach theologischen Meinungen, sondern nach Gottes Urteil (Apostelgeschichte 15,7). Auch im Galaterbrief wird das Konzil auch beschrieben. Dabei erwähnt Paulus, dass Petrus der Apostel der jüdischen, und er selbst der nichtjüdischen Gläubigen ist (Galater 2,7-8). Sie beide erkennen die Autorität von Jakobus an.
Die vier Eckpunkte des Konzils von Jerusalem sind:
Man soll kein Götzenopferfleisch essen. Damit nimmt man nicht an den großen Festen der damaligen Zeit teil. Das ist eine Umsetzung der ersten drei Gebote, in denen es darum geht, nur einem Gott zu dienen und die Hilfe bei ihm allein zu suchen.
Der zweite Punkt ist eine neue Moral. Die ethischen Gebote der Bibel sollen eingehalten werden. Das steht im krassen Gegensatz zu den damaligen Sitten. Im römischen Reich war nur eine verheiratete Frau vor sexuellen Übergriffen geschützt und hatte gewisse Rechte – vorausgesetzt, sie blieb ihrem Mann treu. Ehebruch galt im römischen Recht als Sonderfall des Diebstahls und war nicht eine Frage der Moral. Es bedeutete, dass sich ein Mann am Eigentum – der Frau – eines anderen vergriff. Der Mensch war im römischen Reich oft nur eine Ware. Die christliche Definition, was nicht mehr erlaubt sein sollte, war darum sehr radikal: Außerhalb der Ehe sollte ein Mann keinen Sex haben, nicht einmal mit Prostituierten oder Sklaven. Gläubige sollten Verantwortung für ihre Taten zu übernehmen. Dieser Gedanke war damals für viele vollkommen neu. Für die Menschen der Antike war alles vom Schicksal vorherbestimmt. Die Christen dagegen predigten, dass der Mensch der Herr seiner Triebe sei und einen freien Willen habe.
Außerdem sollten die Jesus-Nachfolger keine erstickten Tiere essen. Man sollte also ein Tier schlachten und keine Tiere essen, die selbst verendet waren. Im heutigen Judentum versteht man das so: „Man soll kein Fleisch von lebenden Tieren essen“.
Der vierte und letzte Punkt war, dass man sich von Blut enthalten sollte. Damit kann einerseits der Konsum von Blut, aber auch das Blutvergießen gemeint sein. Mose hat befohlen (1.Mose 9,6): „Wer das Blut eines Menschen vergießt, um dieses Menschen willen wird auch sein Blut vergossen. Denn als Bild Gottes hat er den Menschen gemacht.“ Ebenso steht in 1.Mose 9,4: „Nur Fleisch mit seinem Leben, seinem Blut, dürft ihr nicht essen.“ In Spannung dazu steht, was Jesus bei der Einsetzung des Abendmahls sagt (Lukas 22,20): „Ebenso nahm er nach dem Mahl den Kelch (der Erlösung beim Passahmahl) und sagte: Dieser Kelch ist der Neue Bund in meinem Blut, das für euch vergossen wird.“ Die Frage ist, ob das Jesus symbolisch oder real verstanden hat? Die Gegenwart Jesu im Abendmahl und der Eucharistie hat schon zu vielen Diskussionen geführt und wird unterschiedlich interpretiert.
Glaube ist eine Herzensverbindung mit Gott, dem Vater, in Jesus, dem jüdischen Messias, durch den Heiligen Geist, begründet durch das Wort Gottes, die Bibel.
Der Glaube wirkt sich im täglichen Leben aus und wird sichtbar, indem man auf Gott allein vertraut, neue Umgangsformen pflegt, Tiere vor dem Essen schlachtet und sich vom Blut fern hält. Durch den Glauben reinigt Gott unsere Herzen (Apostelgeschichte 15,9), nicht durch Rituale.
Damit konnte der Glaube an Jesus in alle Kulturen der Welt übertragen werden, weil es um eine innere Herzenshaltung gegenüber Gott geht und nicht um rituelle Formen.
Text: Hanspeter Obrist
Das ist ein Impuls aus den Entdeckungen in ergebnisoffenen Bibelstudiengruppen im Linthgebiet. Alle sind herzlich dazu eingeladen.
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