Mitte Juni ist es in Eritrea zu einer neuen Eskalation im Verhältnis Kirche-Staat gekommen: Soldaten haben 21 christliche Kliniken, Arztstationen und Gesundheitseinrichtungen beschlagnahmt. Wie das Hilfswerk «Kirche in Not» aus München berichtete, versorgten die 21 von der eritreisch-katholischen Kirche betriebenen Einrichtungen rund 170’000 Menschen medizinisch. Die Patienten seien aufgefordert worden, ihre Betten zu verlassen. Weil sich das Klinikpersonal teilweise geweigert habe, die Schlüssel auszuhändigen, hätten sich die Soldaten gewaltsam Zugang verschafft.
Die staatlichen Einrichtungen in Eritrea sind häufig schlecht ausgerichtet, und es steht wenig Personal zur Verfügung. Deshalb werden die kirchlichen Gesundheitseinrichtungen von der Mehrzahl der Bevölkerung geschätzt. Dennoch scheint nach Auskunft von Beobachtern der Staat nun anzustreben, der einzige Anbieter medizinischer Fürsorge zu sein.
Das eritreische Regime hat bereits vor zwei Jahren private Gesundheitseinrichtungen beschlagnahmt; diese sind bis heute geschlossen.
In den vergangenen Monaten ist es in Eritrea wiederholt zu Verhaftungen von Christen gekommen. Das verurteilte die UN-Sonderbotschafterin für Menschenrechte in Eritrea, Daniela Kravetz, wie der Nachrichtendienst «idea Deutschland» jetzt meldete: «Diese Aktionen zeigen, dass die Menschenrechtssituation in Eritrea unverändert bleibt, trotz einer Besserung des regionalen Klimas in punkto Frieden und Sicherheit.» Im Mai seien in Eritrea nach ihrer Kenntnis mehr als 170 pfingstkirchliche Christen festgenommen worden – unter ihnen auch Frauen und Kinder. Mitte Juni wurden fünf eritreisch-orthodoxe Priester inhaftiert, weil diese Kritik an der Regierung wegen des Vergehens gegen Kirchen geäussert hatten. Seit 2002 sind im diktatorisch regierten Eritrea als Glaubensgemeinschaften nur die eritreisch-orthodoxe, die katholische und die lutherische Kirche sowie der Islam anerkannt. mehr Informationen