Die irakische „Organization of Women’s Freedom“ (OWFI) fordert die sofortige Abschaffung von Artikel 409 des Strafgesetzbuchs. Dieser gestattet es Männern, die Ehrenmorde begehen, einer Anklage zu entgehen.
In den Stämmen wird nicht die Tötung von Frauen als Schande angesehen. Als Schande gilt es vielmehr, wenn Männer es ihren Frauen gestatten, in Freiheit und Würde zu leben.
Hunderte, vermutlich sogar mehr als eintausend Frauen werden im Irak jedes Jahr wegen angeblicher Sittlichkeitsvergehen von Angehörigen patriarchalischer Stämme getötet. Frauen werden unterdrückt und wie Sklavinnen behandelt, die der Auffassung der Stämme zufolge einzig dazu da sind, Haushalts- und Reproduktionsarbeit zu leisten. Sie werden zwangsverheiratet und schulden ihren Männern Gehorsam. Diese legen fest, was die Frauen sagen und tun und wo sie hingehen dürfen, und bestimmen ganz allgemein über ihr Leben. Diese Versklavung der Frauen wird durch islamische Vorstellungen vom sogenannten ‚Ehebruch‘ verstärkt. Ehefrauen gelten als Privateigentum, derer sich der Ehemann, das sogenannte Familienoberhaupt, als Besitzer jederzeit entledigen kann. mehr Informationen
Im Irak sorgt eine auffällige Häufung von Morden an Instagram-Starlets für Erschütterung. Ende September wurde die 22-jährige Tara Fares nahe der Hauptstadt Bagdad mit drei Schüssen in ihrem Auto ermordet. Fares war durch ihre Veröffentlichungen auf Instagram zum Internetstar geworden. Dort folgten ihr 2,7 Millionen Menschen.
Als die ehemalige Miss Irak, Shimaa Qasim, Todesdrohungen mit der Botschaft „Du bist die Nächste!“ erhielt, sah sie sich gezwungen, nach Jordanien zu fliehen.
Motiv hinter den brutalen Morden soll stets die progressive und weltoffene Lebensart sowie die Eigenständigkeit der Entscheidungen der Frauen gewesen sein. mehr Informationen
In islamischen Ländern gelten die Menschenrechte nur solange sie der Scharia nicht widersprechen. So heißt es in der „Erklärung der Menschenrechte im Islam“ im Artikel 25, dass die islamische Scharia die einzige zuständige Quelle für die Auslegung der islamischen Menschenrechte ist.
Eigentlich sollen Gesetze im Irak junge Mädchen vor Zwangsheirat schützen. Trotzdem steigt die Zahl der Minderjährigen an, die von ihren Familien verheiratet werden. Denn für sie ist es ein Weg aus der Armut.
Überall stößt man zwischen Euphrat und Tigris auf Mädchen, die mit erheblich älteren Männern verheiratet werden, oder auf Kinderehen, bei denen beide Partner noch minderjährig sind.
Eine von fünf Neuvermählten ist unter 18 Jahre alt, wie eine 2014 veröffentlichte Statistik der Vereinten Nationen aufzeigt. Dabei schützen die irakischen Gesetze die Mädchen. Das gesetzliche Heiratsalter ist auf 18 Jahre festgeschrieben. Ausnahmen bestimmen jedoch die Regel, eine gängige Praxis in orientalischen Ländern.
Eine Zusatzbestimmung erlaubt die Heirat mit 15, wenn der Vater der Braut ein ärztliches Zeugnis vorlegt, das die medizinische Reife der Tochter attestiert. Die Eheschließung wird dann von einem islamischen Geistlichen vorgenommen und erst beim Standesamt eingetragen, wenn die Frau das 18. Lebensjahr erreicht hat.
Doch selbst diese Bestimmung wird mehr und mehr unterlaufen. Ehefrauen, die 14, zwölf und sogar elf Jahre alt sind, sind inzwischen keine Seltenheit mehr. Besonders schiitische Geistliche haben in Moscheen Heiratsbüros eröffnet, wo sie Minderjährige über die Heirat beraten.
Vor fünf Jahren legte der damalige Innenminister dem Parlament einen Gesetzentwurf vor, der das heiratsfähige Alter für Mädchen auf neun Jahre herabsetzen sollte. Ein gesellschaftlicher Aufschrei war die Folge. Frauenrechtsgruppen, Menschenrechtsgruppen und andere zivilgesellschaftliche Organisationen liefen Sturm gegen den schiitischen Imam Jafaari, den Initiator des Entwurfs. Nach dem Regierungswechsel war der Entwurf vom Tisch. Trotzdem steigt die Zahl der Kinderbräute bis heute kontinuierlich an.