Im Gegensatz zur landläufigen Ansicht wird die jüdische Bevölkerung Israels immer weniger religiös – und nicht umgekehrt.
Laut einer dieser Tage veröffentlichten Studie ist die Zahl der religiösen israelischen Juden, die ihre Tradition verlassen, viel größer als die Zahl der Säkularen, die religiös werden. Die vom Taub-Zentrum für sozialpolitische Studien in Israel veröffentlichte Untersuchung basiert ihre Resultate auf einer Analyse der Kinder in den drei jüdischen Schulsystemen des Landes, des staatlich-säkularen, des staatlich-religiösen und des ultraorthodoxen (charedischen) Systems.
Ausgehend von diesen Fruchtbarkeitstrends hätte es in den staatlich-religiösen und den charedischen Schulen mehr Kinder geben sollen, und weniger Kinder in den staatlich-säkularen Schulen, als Realität ist. Eltern ziehen es heute vor, ihre Kinder in nicht religiöse oder weniger religiöse Schulen zu schicken. Ein Grund könnte auch sein, dass die charedischen Schulen einen tiefen Level in allgemeiner Bildung haben.
Dessen ungeachtet dürfte der Anteil der charedischen Juden in Israel an der Gesamtbevölkerung wegen der hohen Geburtenraten in dieser Gemeinschaft weiter wachsen. Dieses Wachstum wird durch die zunehmende Tendenz unter religiösen Juden, die «Herde» zu verlassen, gedämpft.
Ausgehend von den derzeitigen Fruchtbarkeitsraten sagte das Statistische Zentralbüro voraus, dass die Ultraorthodoxen bis 2059 rund 50 Prozent der jüdischen Bevölkerung Israels ausmachen werden. Angesichts des Trends einer schwächer werdenden Religiosität könnte deren Anteil an der Gesamtbevölkerung in jenem Jahr nicht höher als 35 Prozent sein wird. Heute liegt dieser Anteil bei 15 Prozent.
Unter Kindern, die begonnen hatten, charedische Schulen ab der erste Klasse zu besuchen, beendeten neun Prozent der Jungen und sechs Prozent der Mädchen die achte Klasse in weniger religiösen Schulen (60 Prozent von ihnen in staatlich-religiösen Schulen und 40 Prozent in staatlich-säkularen Schulen). Alles in allem wechselten zwischen 2001 und 2015 rund 50 000 Kinder von religiösen zu weniger religiösen Schulen – am häufigsten kam dies bei der modern-orthodoxen Gemeinschaft vor. Die Autoren schätzten auch, dass mindestens 2000 erwachsene Frauen und ebenso viele erwachsene Männer jedes Jahr die charedische oder die modern-orthodoxe Welt verlassen.
Die Resultate stimmen überein mit einer Studie, die vor zwei Jahren erstmals vom amerikanischen Pew-Forschungszentrum publiziert worden ist. mehr Informationen