Paulus hat von Gott in Ephesus bereits aufs Herz gelegt bekommen, dass sein Weg nach Rom geht (Apg. 19,21). Doch in Ephesus war gerade eine Erweckung geschehen. Soeben hatten viele Neubekehrte ein großes öffentliches Statement abgegeben, indem sie ihre Zauberbücher verbrannten (Apg. 19,19). Da Ephesus ein wirtschaftliches und religiöses Zentrum der Antike war, breitete sich der Glaube, der „der neue Weg“ genannt wurde (V.23), daraufhin in der ganzen Gegend aus.
Viele Leute kamen nach Ephesus, weil hier der große Tempel der Göttin Artemis (römisch Diana) stand. Artemis galt als Mutter alles Lebens. Sie war die ewige Jungfrau und forderte von den Priestern und Tempeldienerinnen das Zölibat (Ehelosigkeit aus religiösen Gründen) sowie Jungfräulichkeit. Artemis gehörte zu den zwölf wichtigsten Gottheiten der griechischen Mythologie. Sie war unter anderen Dingen die Hüterin der Frauen und Kinder. In Ephesus hatte es eine Artemis-Erscheinung (V.37) gegeben. Deshalb entwickelte sich der Ort zu einem Wallfahrtsort. Immer im Mai gab es große Prozessionen und Feste zu Ehren von Artemis.
Der Artemis-Tempel von Ephesus galt als eines der sieben Weltwunder. Der Tempel war auf Treibsand gebaut, und nur die besten Materialien waren für seinen Bau verwendet worden. Hier verkauften die Silberschmiede kleine Tempel und andere geweihte Gegenstände, denen wohl göttliche Kräfte wie Schutz vor Unglück und bösen Mächten zugeschrieben wurde. Paulus sprach gegen die Wirksamkeit solcher von Händen gemachten Bilder (V. 26). Er lästerte aber nicht über die Göttin selbst (V. 37). Nun, da sich viele dem Glauben an Jesus zugewandt hatten, schien das Geschäft mit dem Glauben in Gefahr (V.27). Spannend ist, dass von den Gegnern von Paulus aber ein anderes Thema in den Vordergrund geschoben wurde. Wie oft kleiden wir unsere zwischenmenschlichen oder wirtschaftlichen Interessen in religiöse Gewänder. Viele hatten nicht einmal eine Ahnung, warum man den Mob gestartet hatte (V.32) – doch sie liefen schreiend mit. Wie schnell kann man zum Mitschreier werden, anstatt sich an die richtigen Stellen zu wenden. Der Stadtschreiber ist hier ein Werkzeug Gottes, indem er darauf hinweist, dass man den ordentlichen Weg gehen soll. Für uns bedeutet das, immer wieder darauf zu achten, dass nicht hinten herum über jemanden gesprochen wird. Vielmehr sollen wir ihn entweder direkt ansprechen oder die Sache fallen lassen.
Paulus hört auf den Rat der Brüder und der Beamten und geht nicht zum Stadion. Manchmal ist einfach dran zu schweigen; besonders dann, wenn Emotionen im Spiel sind oder es nur um Hetze und Lästerung geht.
Spannend ist auch, dass Paulus nie negativ über den Glauben der anderen sprach. Auf jeden Fall konnte man ihm und seinen Mitstreitern nicht vorwerfen, dass sie Gott gelästert hatten (V.37). Ihm war es wichtig, den Menschen aufzuzeigen, dass der Glaube sein Vertrauen auf Jesus setzt und nicht auf Gegenstände, denen man göttliche Kräfte zuschreibt. Wir stehen immer wieder in der Gefahr, dass ein Gegenstand oder eine Person, welche uns auf Gott hinweisen sollen, auf einmal an die Stelle von Gott tritt, weil wir unser Vertrauen auf sie statt auf Gott setzen.
Gott hat dem Wirken von Paulus hier mit dem Aufstand einen Schlusspunkt gesetzt. Doch damit war Gottes Geschichte mit Ephesus noch lange nicht zu Ende. Später kam Johannes, der Jünger von Jesus, nach Ephesus. Im Jahr 431 fand hier das Dritte Ökumenische Konzil statt, an dem Maria in den Fokus der Theologie rückte. mehr Informationen
Der Glaube an eine Himmelskönigin ist schon sehr alt: Jeremia 7,18 Die Kinder sammeln Holz, die Väter zünden das Feuer an und die Frauen kneten den Teig, um Opferkuchen für die Himmelskönigin zu backen. Anderen Göttern spendet man Trankopfer, um mir wehzutun. Jeremia 44,17-25
Das ist ein kleines Resümee aus unseren Entdeckungen in einer ergebnisoffenen Bibelstudiengruppe. Wir sind auch offen für neue Teilnehmer im Linthgebiet (siehe Inspirierendes Bibelstudium). Gern gestalte ich auch Bibeltage an anderen Orten.