Der Koran ein Plagiat?

Im derStandart.at fragt Franz Winter am 17.1.2018: Ist der Koran nur ein riesiger Schwindel?

Im Jahr 2000 erschien ein Buch mit dem Titel „Die syro-aramäische Lesart des Koran“ mit dem vielversprechenden Untertitel „Ein Beitrag zur Entschlüsselung der Koransprache“ Die These des Buches lässt sich in der Behauptung zusammenfassen, dass der heutige Grundlagentext der zweitgrößten Religion der Welt, der Koran, in wesentlichen Teilen eine Art Übertragung eines frühen syrischen Bibeltextes sei. Damit verbindet sich implizit die Botschaft, dass der Grundtext des Islam sozusagen nur leicht geänderte Versionen von christlichen Texten seien.

Im Hintergrund dieser gesamten Diskussion steht die äußerst komplexe und diffizile Frage nach der Entstehung des Koran und damit verbunden nach dem Wirkens und der Person Mohammeds und seiner Nachfolger.

John Wansbrough untersuchte eingehend die biografische Literatur zu Mohammed und insbesondere die gesamte Kommentarliteratur (tafsir) und kam dabei zum Schluss, dass der Koran erst in der Abbasidenzeit, das heißt ab dem 8./9. Jahrhundert seine heutige Gestalt bekam und zuvor einer Vielzahl von unterschiedlichen Einflüssen ausgesetzt war.

Der Islam stand in einem Wechselverhältnis zum  Christentum. Nach Gabriel Said Reynolds, der an der University of Notre Dame lehrt, ist der Koran primär in einer christlich und jüdisch geprägten Umgebung entstanden – und nicht in einer paganen (heidnischen)  – und deshalb ist er auf weite Strecken nur mit diesen biblischen Hintergründen verstehbar.

Tief religiöse Menschen können oft nur schwer akzeptieren, dass ihr „heiliger Text“ eine Geschichte hat, dass er quasi nicht vom Himmel gefallen ist, sondern unter spezifischen Bedingungen der religiösen Umwelt entstand und dann vielfach Veränderungen erfuhr, bis er seine heutige Gestalt bekam.

Die frühen Muslime mussten sich auch mit der Frage auseinandersetzen, wie die oftmals andersartigen Texte miteinander in Beziehung stehen. So thematisierten die frühen Korankommentare die sogenannten „Anlässe der Offenbarung“ (asbāb an-nuzul), das heißt die Frage, zu welchem historischen Anlass die verschiedenen Suren des Koran offenbart worden wären.

Damit verbindet sich durchaus schon so etwas wie Kontextualisierung und eine gewisse historische Diskussion. Dasselbe gilt für das Thema der sogenannten „Abrogation“ von Koranversen, das heißt der inhaltlichen Aufhebung früher geoffenbarter Verse durch später. Hierzu hat sich eine eigene Methodik entwickelt, die wichtig für die islamische Theologie ist.  mehr Informationen   

In allen Schulbüchern, in Religions- und Geschichtsbüchern, in Lexika und Nachschlagewerken wird die traditionelle islamische Geschichtsdarstellung übernommen und teilweise bis ins Detail von Geburtsdaten und Jahresangaben wiedergegeben. Knapp zwanzig Jahre nach seinem Tod habe der Qur’ân als Grundlage des Islam als Religion in seiner endgültigen Form vorgelegen.

Nach traditioneller islamischer Geschichtsschreibung und in der Vorstellung der Allgemeinheit hat Muhammad die Offenbarungen Allâhs nur mündlich verkündigt. Diese Offenbarungen wurden verlässlich nur in mündlicher Tradition weitergegeben, höchstens teilweise schriftlich in einer Konsonantenschrift ohne Vokale als eine Art „Gedächtnisstütze“ festgehalten. Dieses Material ist nach muslimischer Überlieferung unter dem dritten Kalifen ‛Utmân zum heutigen Qur’ân zusammengestellt worden. Dieser Qur’ân ist nach islamischem Selbstverständnis weder erschaffen noch gar verfasst, sondern dem Propheten Muhammad von Gottes Boten, dem Engel Gabriel, direkt in der Höhle am Berg Hirā’ offenbart worden.

Eine textkritische Beschäftigung mit den geschichtlichen Quellen und mit ihrem heiligen Buch, dem Qur’ân, wird grundsätzlich abgelehnt. „Und wenn du solche siehst, die über unsere Zeichen (nicht Worte?) grübeln, so wende dich von ihnen ab“ (Sure 6, 67).

Alphons Mingana (1881-1937) ging beim fremdsprachlichen Anteil im Qur’ân von einem syro-aramäischen Anteil von nahezu 70% aus.

Dass der Qur’ân aus mehreren Quellen zusammengesetzt sein und ursprünglich vor allem aus dem christlichen Milieu stammen könnte, griff als These erst wieder Günter Lüling 1974 in seinem provokativen Buch „Über den Ur-Qur’ân – Ansätze zur Rekonstruktion vorislamischer christlicher Strophenlieder“ auf. Darin stellte Lüling heraus, dass Teile des Qur’ân auf seiner ersten Entwicklungsstufe ein Buch mit Hymnen aus der christlichen Gemeinde von Mekka gewesen seien. Ausgangspunkt seiner Überlegungen war die auch unter islamischen Gelehrten bekannte Tatsache, dass viele Qur’ânstellen auch für Muslime schlicht unverständlich sind. So hat beispielsweise der andalusische Qur’ânforscher Qurtubî (gest. 1273) für die Sure 108 eine Liste von siebzehn verschiedenen Interpretationen zusammengestellt, die es zu seiner Zeit allein für das arabische Wort „al-kawtar“ gegeben hat.

Insbesondere die traditionelle Ansicht, dass das so genannte „klassische Arabisch“ eine der ältesten Sprachen im Mittleren Osten sei, wurde durch den Historiker John Wansbrough (1928-2002) im Anschluss an die Forschungen im 19. Jahrhundert in Frage gestellt.

Dass das Aramäische die eigentlich verbreitete Schriftsprache bis ins 8. Jahrhundert gewesen sei, stellte 2001 Christoph Luxenberg (ein Pseudonym) in seinem Buch über die „syro-aramäische Lesart des Koran“ dar. Darin zeigt der in Deutschland lebende Arabisch- und Aramäischexperte auf, dass viele als schwer verständlich geltenden „dunklen Stellen“ im Qur’ân einen Sinn bekommen, wenn man sie aramäisch statt arabisch liest.

Alle Informationen der klassischen Islamwissenschaft berufen sich auf schriftliche Zeugnisse aus dem 9. oder 10. Jahrhundert, also auf eine Zeit rund 200 Jahre nach dem Tod Muhammads. Dazu zählen insbesondere auch die Prophetenbiographie, die so genannte Sîra von Ibn Ishâq, die in der bearbeiteten Fassung von Ibn Hišâm erhalten ist. Für die ersten zwei Jahrhunderte fehlen zeitgenössische islamische Quellen.

So klar, wie es die islamische Geschichtsschreibung und in deren Gefolge viele (westliche) Islamwissenschaftler und dementsprechend Schulbücher, Lexika und Nachschlagewerke darstellen, liegen die Dinge nicht.

Geht man von den Texten selbst aus, lässt sich historisch nur festhalten, dass erst im 9. Jahrhundert dargelegt wird, dass die Verkündigung Muhammads unter dem dritten Kalifen ‛Utmân (644-656) „zur heutigen Ganzschrift des Koran zusammengestellt worden sei“. In dieser Zeit hatten es allerdings die später so genannten Abbasiden geschafft, aus dem Ost-Iran kommend ein mächtiges Großreich im Mittleren Osten zu festigen, bei dem der Islam nicht nur eine Religion der städtischen und politischen Elite, sondern die „neue arabische Religion“ der Massen werden sollte.

Der älteste erhaltene Text, die Sîra von Ibn Hišâm, stammt aus dem 9. Jahrhundert und stellt nach eigenen Angaben eine Überarbeitung des ersten Lebensberichtes durch Ibn Ishâq (767) dar. Auch hier liegen gut 200 Jahre zwischen den Ereignissen und ihren Berichten.

Pointiert heißt das: „Niemand weiß heute genau, welche Erzählungen über Muhammad wahr sind und welche als fromme Erfindung verstanden werden müssen“.

Nichtmuslimische Quellen, d. h. syrische, iraqische, armenische, griechische, äthiopische, persische oder aramäische Chronisten aus dem 7. Jahrhundert berichten nichts über das Leben Muhammads und seiner Bewegung, die aus der arabischen Halbinsel in den Großraum Syrien eingedrungen sein soll.

Viele Geschichten, die von Ibn Ishâq bzw. in der Weiterverarbeitung durch Ihn Hišâm überliefert sind, haben den theologischen Sinn, schwer verständliche Qur’ânstellen zu erläutern. Denn viele Qur’ânstellen sind auch für Arabischkenner kaum verständlich. Sie lassen sich aber in Verbindung mit der Sîra interpretieren.

Zu jener Zeit war neben dem Griechischen vor allem das Aramäische die lingua franca und damit die verbreitete Schriftsprache des ganzen Mittleren Ostens – insbesondere je weiter man nach Osten kam. Nachweislich wurde Aramäisch mehr gesprochen und vor allem mehr geschrieben als Arabisch. Diese Erkenntnis verhilft nach Überzeugung von Luxenberg, gerade unverständliche „dunkle Stellen“ im Qur’ân zu verstehen. Einige Stellen würden nämlich nur deswegen unverständlich wirken, weil der Abschreiber beim Übertragen aramäischer Texte in das arabische Schriftsystem ähnlich aussehende syro-aramäische Buchstaben verwechselt habe.

Der Qur’ân gilt im islamischen Selbstverständnis als „konkurrenzloses Buch“. Konkurrenzlos, weil ihm „göttliche Urheberschaft“ zuerkannt wird im Gegensatz etwa zur Bibel, die – obwohl göttlich inspiriert – als Menschenwort angesehen wird.

Abhängigkeiten von anderen sind in diesem Geschichtsbild nicht vorgesehen. Daher gilt die Zeit vor dem Islam auch als „ğâhiliyya“, als „Zeit der Unwissenheit“ und verdient nur insoweit Beachtung, als sie deutlich macht, welch’ große Errungenschaft der Islam darstellt. mehr Informationen

Ein wichtiges Kennzeichen des Korans ist seine Selbstreferentialität. Das bedeutet, dass der Koran sich an vielen Stellen selbst thematisiert. Allgemein wird angenommen, dass Mohammed weder lesen noch schreiben konnte, weshalb die Muslime glauben, dass der Erzengel Gabriel ihm den Befehl gab, das zu rezitieren/vorzutragen, was vorher in sein Herz geschrieben wurde. Daher hat der Koran auch seinen Namen: „Lesung/Rezitation“.

Handschriftenfunde in der Großen Moschee von San’a deuten an, dass Korankodices aus dem ersten muslimischen Jahrhundert (7. Jahrhundert n. Chr.) bedeutende Unterschiede in der Orthographie, in den Lesarten (d. h. im Inhalt) und den Anordnungen der Suren aufweisen. In den Orten mit Abschriften des uthmanischen Kodexes entwickelten sich verschiedene Lesarten des Korans. Die islamische Tradition hat später sieben solcher Lesetraditionen als „kanonisch“ anerkannt.

Heinrich Speyer hat aufgezeigt, dass der Koran in seiner Darstellung vom Fall des Iblīs stark von der Schatzhöhle, einem syrischen Text des 6. Jahrhunderts, und dem Leben Adams und Evas, einem um die Zeitenwende entstandenen frühjüdischen und vor 400 n. Chr. christlich überarbeiteten Buch, geprägt ist.

Tilman Nagel kommt aufgrund seiner Forschungen zu dem Ergebnis, dass sich nacheinander vier unterschiedliche Themenkreise im Koran niedergeschlagen haben:

  1. in der frühesten mekkanischen Zeit vor allem gnostische Elemente,
  2. in der mittleren bis späten mekkanischen Zeit Anleihen bei der jüdischen und christlichen Erbauungsliteratur und Hymnik,
  3. in der späten mekkanischen Zeit Themen des heidnisch-arabischen Hanīfentums,
  4. und in den letzten Monaten Mekka und in Medina erneut Anleihen aus dem Judentum.

Unter den Hanīfen, deren Bilder und Themen der Koran aufgreift, ist nach Nagels Auffassung der Dichter Umaiya ibn Abī s-Salt besonders wichtig.  mehr Informationen

Maßgeblich für alle modernen Koran Ausgaben ist die orthographisch standardisierte Edition der Kairoer Azhar-Universität von 1924. Dieser Druck ist die allgemein verwendete Standardausgabe und der für Muslime verbindliche Korantext. Er bildet die Grundlage für spätere Koranausgaben, und es wird von ihm behauptet, er stimme mit dem Koran des dritten Kalifen der Muslime, ʿUthmān ibn ʿAffān, überein.

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