(1.Mose 40,23 – 41,57)
Der ägyptische Pharao vertraute sich mit seinem ganzen Reich dem frisch entlassenen Gefangenen Josef an. Warum konnte er sich diesem jungen Mann so bedenkenlos anvertrauen? Waren es sein Aussehen oder weil er ein tief religiöser Mensch war? Bei Josef geschahen viele Dinge, die uns auf Jesus hinweisen. Darum wollen wir uns auch fragen: Warum können wir uns heute Jesus anvertrauen?
Er hat sich nicht selbst eingesetzt
Josef war ein demütiger Mensch. Er kam nicht zu seinem Posten, indem er andere fix und fertig machte. Er brauchte nicht die Ellbogen und er hat sich nie selbst erhöht, indem er andere nach unten drückte. Josef ging nur treu den Weg mit seinem Gott. Und dieser Weg führte ihn zuerst in den persönlichen Zerbruch. Josef wurde zu einem Nichts und für zwei volle Jahre geriet er in die totale Vergessenheit (1.Mose 41,1). Es ist schon interessant, dass Josef zwei volle Jahre weg war, wie Jesus zwei Tage im Grab lag. Auch Jesus riss die Herrschaft nicht an sich. Beide wurden von Gott in die Tiefe geführt und von dort wieder erhöht.
In ihm ist Gottes Weisheit
Der Pharao hatte zwei Träume. Doch es war keiner da, der sie ihm deutete (1.Mose 41,8). Waren seine Gelehrten dazu nicht im Stande oder hatten sie nicht den Mut, ihm die Wahrheit zu sagen? Auf jeden Fall herrschte eine große Ratlosigkeit am Hofe des Pharao. Bis dem Mundschenk einfiel, dass Josef ihm doch seinen Traum korrekt gedeutet hatte. So sprach er mit dem Pharao. Josef wurde schnell auf Vordermann gebracht und zum Pharao geführt. Der Pharao erzählte Josef seinen Traum: Sieben fette Kühe kamen aus dem Nil. Doch gleich darauf kamen sieben magere, die die ersten Kühe auffraßen. Ebenso sah er sieben volle Ähren, die von sieben dürren verschlungen wurden. Josef betonte, dass die Deutung der Träume nicht seine, sondern Gottes Sache ist (1.Mose 41,16). So sagte er: Nach sieben guten Jahren wird eine ebenso lange Zeit der Hungersnot und Dürre über die ganze Gegend hereinbrechen. Deshalb soll doch der Pharao einen verständigen und weisen Mann einsetzen und dieser soll einen Fünftel der Ernte aufbewahren für die Zeit der Hungersnot. Da antwortete der Pharao: Werden wir einen andern finden, in dem Gottes Geist ist? Keiner ist so verständig und weise wie du. Du sollst über meinem Haus sein und deinem Mund soll mein ganzes Volk sich fügen, nur um den Thron will ich grösser sein.
Josef wurde darauf mit allen Vollmachten ausgerüstet. Er baute große Vorratskammern und speicherte das Getreide auf, wie Sand am Meer, bis man aufhörte zu zählen.
Wenn auch die ganze Welt Josef vergessen hatte, Gott dachte an ihn. Das gilt auch in unserem Leben. Wenn wir meinen, vergessen und verlassen zu sein von den Menschen aus unserem Umkreis, dann kannst du sicher sein, Gott vergisst dich nie. Als Gottes Zeit erfüllt war, erhöhte ER den Josef und das Geschick vom ganzen Land wurde in seine Hände gelegt.
Wieder eine Parallele zu Jesus. Auch Jesus hat sich selbst nicht erhöht, sondern Gott gab die ganze Welt in seine Hände. Von Josef heißt es, dass Gottes Geist in ihm war (1.Mose 41,38). Von Jesus steht, dass die ganze Fülle Gottes in ihm ist (Kolosser 2,9). Auch Jesus ist nur um den Thron niedriger als Gott selbst. Man kann also sagen: Eine vertrauenswürdige Person ist jemand, in dem Gottes Geist wohnt und sein ganzes Leben von Gott bestimmen lässt.
Er sieht voraus
Durch den Traum des Pharao zeigt uns die Bibel auf, wie Gott die Herrschaft von seinem Sohn aufbaut. Zuerst erreicht uns Gottes Güte, die uns zur Busse leiten will (Römer 2,4). Gott gibt uns viel Gutes. All die guten Dinge in der Schöpfung sollen uns aufmerken lassen, dass hinter allem ein liebevoller Gott steht, der für uns sorgt (Römer 1,20). Doch in der Geschichte sehen wir immer wieder, dass die Menschen in guten Zeiten fast keine Notiz von Gott nehmen. Ihnen geht es gut und sie vergessen Gott. Doch wer verständig ist, der nutzt die guten Zeiten. So wie auch Josef die Speicher füllte. Die Bibel macht uns darauf aufmerksam, dass die Glaubenden auch immer wieder Notzeiten erleben werden, um den Spreu vom Weizen zu trennen, um unseren Glauben zu reinigen und uns auf die Begegnung mit Jesus vorzubereiten.
Er hat das Sagen
Als die Hungersnot kam, gingen die Leute zum Pharao. Sie hatten es versäumt, für sich selbst zu sorgen, obwohl Josef nur einen Fünftel der reichhaltigen Ernte einzog. Der Pharao sagte: Geht zu Josef, tut was er euch sagt (1.Mose 41,55). Es ist schon verwunderlich. Josef ist schon sieben Jahre als höchster Mann eingesetzt, doch die Menschen haben noch nicht gemerkt, dass alles in seine Hände übergeben worden ist. Ist das nicht auch heute so? Jesus wurde von Gott alle Macht gegeben und viele Menschen haben das noch nicht bemerkt. Der Pharao verweist die Leute auf Josef. Heute können wir allein auf Jesus verweisen. Wenn uns jemand helfen kann, dann er. Maria gibt an der Hochzeit in Kana den richtigen Hinweis: Tut was er, Jesus, euch sagt (Johannes 2,5). Das ist die Botschaft, die wir weitergeben können: Tut was Jesus sagt. Denn er hat das Sagen über die ganze Welt, weil ihn der himmlische Vater erhöht hat.
In 1.Mose 47,13-25 lesen wir, wie Josef das Land für den Pharao verwaltete: 13 Die Hungersnot wurde immer drückender, weil auf den Feldern nichts mehr wuchs. Nicht nur in Kanaan, auch in Ägypten litten die Menschen schwer darunter. 14 Josef verkaufte Getreide und übergab dem Pharao das Geld. Er nahm so gut wie alles Geld ein, das es in Kanaan und Ägypten gab. 15Deshalb hatten die Ägypter auch nichts mehr, womit sie bezahlen konnten. Sie kamen zu Josef und flehten: «Sollen wir sterben, nur weil wir kein Geld mehr haben? Bitte gib uns Brot!» 16 «Gebt mir euer Vieh», entgegnete Josef, «dann bekommt ihr Brot dafür!» 17 Sie brachten ihr Vieh zu ihm, und er gab ihnen Getreide. Bald waren alle Pferde Schafe, Ziegen, Rinder und Esel Ägyptens im Besitz des Pharaos. 18 Ein Jahr später kamen die Ägypter wieder zu Josef und sagten: «Herr wir haben kein Geld mehr, und das Vieh gehört auch schon dir! Wir können dir nur noch uns selbst und unsere Felder geben! 19 Lass uns nicht sterben! Kauf uns und unser Land, wir wollen uns mitsamt unserem Grundbesitz dem Pharao als Leibeigene zur Verfügung stellen. Nur gib uns Getreide zum Leben und Saatgut, damit unsere Felder nicht verwildern!» 20 Josef kaufte das ganze Land auf. Weil die Hungersnot so groß war, musste jeder seinen Grundbesitz dem König überlassen. 21 Alle Bewohner Ägyptens wurden zu Sklaven des Pharaos. 22 Nur das Eigentum der Priester kaufte Josef nicht. Sie bekamen ein festes Einkommen vom Pharao und brauchten deshalb ihren Besitz nicht zu verkaufen. 23 Josef ließ allen Ägyptern melden: «Ich habe euch und eure Felder an den König verkauft. Ihr bekommt Saatgut, das ihr aussäen sollt. 24 Wenn die Ernte kommt, gehört der fünfte Teil davon ihm. Vom Rest könnt ihr euch und eure Familien ernähren und wieder neue Saat aufsparen.» 25 «Du hast uns das Leben gerettet», antworteten sie, «wir sind gerne Diener des Pharaos.»
Von 1710 – 1540 vor Christus wurde Ägypten von semitischen Hyksos (Herrscher fremder Länder) beherrscht. Diese hatten mit ihrer Fremdherrschaft erstmals Pferde und eiserne Kriegswagen nach Ägypten eingeführt, die man bis dahin dort nicht kannte. Josef muss während dieser Zeit in Ägypten gewesen sein, denn er selbst bekam den zweiten Wagen bei seiner Einsetzung (1.Mose 41,43). Der Pharao selbst war also nicht Ägypter. Durch Josef wurde ganz Ägypten sein Eigentum. Wie auch durch Jesus die Menschen wieder Gottes Eigentum werden.
Er stillt den Lebenshunger
Josef musste das Getreide rechtmäßig erworben haben. Doch was nützte den Leuten das viele Geld, wenn sie nicht mehr genug Nahrung hatten. Was nützt es uns, wenn wir alles in dieser Welt besitzen, aber unsere Seele vor Hunger abstirbt? Jesus sagt: „Ich bin das Brot des Lebens. Wer zu mir kommt, den wird nicht hungern; und wer an mich glaubt, den wird nimmermehr dürsten“ (Johannes 6,35). Bei Jesus erhalten wir Lebensbrot. Bei ihm brauchen wir nicht mit Geld zu zahlen, doch wir müssen zu ihm kommen und bekennen: Wir brauchen deine Hilfe. Denn aus eigener Kraft können wir vor Gott nicht bestehen. Wir nehmen an, dass du stellvertretend für uns gestorben bist. Du gibst uns deinen Heiligen Geist, der uns zu einem neuen Leben befähigt. Es gibt nur eine Schlüsselperson auf dieser Welt und die ist Jesus Christus.
Er zerbricht unseren Stolz
Die Leute in Ägypten hatten alle ihr eigenes Wohneigentum. Jeder hatte Tiere und konnte sich so ein kleines Vermögen auf die Seite legen. Das war doch sehr beruhigend. Doch was nützte alles Geld, wenn das Leben zwischen den Fingern zerrinnt? Schon bald war alles Geld aufgebraucht und sie mussten ihre Tiere gegen Getreide eintauschen. Ist das nicht auch so bei Jesus? Auf einmal zerrinnen auch in unserem Leben Dinge, an denen wir uns krampfhaft festgehalten haben. Wenn uns das Auto, das Haus, eine schöne Wohnung, unsere Gesundheit, unsere Stellung am Arbeitsplatz oder das harmonische Familienleben genommen werden, dann zerbricht für uns eine Welt. Doch was zählt wirklich im Leben?
Er führt in die Hingabe
Nachdem die Ägypter nur noch sich selbst und ihr Land hatten, gaben sie auch das hin für das Brot. Und auf einmal waren sie nicht mehr Besitzer, sondern Verwalter im Dienste des Pharao.
Auch Jesus möchte uns an den Punkt führen, wo wir merken, dass wir eigentlich nur Verwalter sind. Wo wir alles – auch uns selbst – ihm zur Verfügung stellen, damit er uns wo immer er will für sein Reich gebrauchen kann. Das tönt für uns „freie“ Menschen erschreckend. Doch achten wir darauf: Die Leute bekamen wieder Land, Tiere und Saatgut. Verwalter sein hat auch eine positive Seite. Als Eigentümer muss jetzt Josef für die Leute sorgen. Er ist für sie verantwortlich. Erstaunlich ist in dieser Geschichte die Reaktion der Leute. Sie sagten: «Du hast uns das Leben gerettet, wir sind gerne Diener des Pharaos» (1.Mose 47,25). Hier kommt uns Dankbarkeit entgegen. Dankbarkeit, dass Josef sie am Leben erhalten hat. So einem guten Herrn wollen sie sich gern anvertrauen. Genauso ist es auch bei Jesus. Er möchte nur das Beste aus unserem Leben machen. Deshalb ist es auch ein Vorrecht, wenn wir uns ihm mit allem anvertrauen dürfen.
Warum können wir uns Jesus anvertrauen?
Weil er von Gott selbst eingesetzt worden ist und weit voraus sieht. Er hat alle Macht bekommen und ist als einziger fähig, unseren innersten Lebenshunger zu stillen. Das geht zwar an unseren Hochmut, doch in der ganzen Hingabe entdecken wir, wie befreiend es ist, ihn als Herrn über unserem Leben zu haben. Er, der sagt: „Kommt her zu mit alle, die ihr mühselig und beladen seid; ich will euch erquicken“ (Matthäus 11,28).
Hanspeter Obrist August 2017
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