Auszug von einem Interview von Billy Six mit einem Nicht-Extremisten der „Freien Syrischen Armee“.
Vor dem Ausbruch der Revolution war Mohamed Ali al-Salloum (26) frisch gebackener Veterinärmediziner in Kaff-Rambel, Nord-Syrien. Er ist ein moderner und gebildeter Muslim, der betont, mit Extremisten nichts am Hut zu haben. Er gibt Einblick in die Gedankenwelt jener Kämpfer der „Freien Syrischen Armee“.
Gibt es Hilfe in Syrien aus Amerika?
Salloum: Nein. Wir brauchen Amerika und Europa nicht. Gerade Amerika haßt doch die Muslime, weil ihr System von Zionisten unterwandert ist. Die sind dafür verantwortlich, daß unsere Brüder in Palästina getötet werden. … Die Assads sind Agenten der Zionisten. Hafis al-Assad hat von 1980 bis 1982 nicht nur 56.000 Syrer getötet, sondern auch unseren Golan an Israel verkauft und die Millionen für sich behalten.
Haben Sie dafür einen Beleg?
Salloum: Alle Leute wissen das.
Wie sollte eine syrische Israel-Politik aussehen?
Salloum: Wenn Baschar gestürzt ist, werden wir Israel zerstören und Al-Quds (Jerusalem) zur Hauptstadt des vereinigten „Bilad al-Schamm“ machen. Bilad al-Schamm ist die historische Region aus Syrien, Antakya, Libanon, Palästina und Jordanien. Unser Prophet Mohamed, mögen Allahs Segen und Frieden auf ihm sein, hat gesagt, daß die Gläubigen von Bilad al-Schamm ganz besonders gesegnet sind. Sie sind bessere Muslime als die auf der arabischen Halbinsel.
Wie will die Freie Syrische Armee denn gegen Israel militärisch bestehen?
Salloum: Nach unserem Sieg werden muslimische Wissenschaftler aus allen Teilen der Erde in das freie Syrien kommen, und wir werden moderne Raketen entwickeln, mit denen wir Israel zerstören können.
Dieser Krieg wird mit Verbissenheit und Inbrunst geführt, sodaß man den Eindruck gewinnen kann, es ginge um mehr als nur um den Sturz des Staatsführers.
Salloum: Also erst einmal haben wir die ganze Welt gegen uns. Und diese Regierung holt sich sogar Scharfschützen aus dem Iran, um ihre eigenen Leute abzuknallen. Die Iraner sind Schiiten. Ihre Religion zwingt sie dazu, Sunniten zu töten. Sie glauben, daß sie dann direkt in den Himmel aufsteigen. Wenn ich in den Iran gehe, wird man mich nicht erschießen, sondern mir den Kopf abschneiden. … Deshalb kann es mit den Iranern auch keinen Frieden geben.
Auch nicht, wenn die Vereinten Nationen sicherstellen würden, daß die Sunniten geschützt werden?
Salloum: Daran glauben wir nicht. Die Vereinten Nationen stehen immer nur mit den starken Ländern wie den USA, Israel, Iran oder Indien. Schwache Länder wie Syrien, Jordanien, Saudi-Arabien oder Jemen sind immer die Opfer. Es geht gegen die Muslime insgesamt.
Haben wir es in Syrien mit einem religiösen Krieg zu tun?
Salloum: Unser Ziel ist es, Syrien, Libanon, Jordanien und Palästina unter dem Banner des Islam zu vereinigen – und von hier den weltweiten islamischen Staat aufzubauen. Das ist doch wohl klar, daß wir den Staat Israel beenden und die Juden unterwerfen werden. Das gebietet uns der Islam. Aber der Islam hat sehr gerechte Regeln. Wir werden den Juden und Christen erlauben, ihre Religion zu behalten. Sie müssen nur eine Sondersteuer an die Muslime bezahlen und unsere Scharia, das islamische Gesetz, achten. Und daran ist auch Allahs Gerechtigkeit zu erkennen: Denn die Muslime achten das islamische Gesetz ebenfalls, und müssen statt der Sondersteuer ihren „Zakat“ entrichten.
Sie sprechen vom Dhimmi-Status der Inhaber des Buches, also Juden, Christen, Sabäer und Zoroastrier. Wie jedoch soll mit den Schiiten verfahren werden?
Salloum: Schiiten sind keine Muslime, sondern „Kafir“ (Ungläubige). Aber wir werden sie nicht töten, der Islam ist menschlich. Wir werden ihnen die Möglichkeit geben, in den Islam einzutreten.
Und wenn die Schiiten unwillig sind?
Salloum: Wenn sie nicht wollen, so erhalten sie die Möglichkeit, das Land zu verlassen. Wir Muslime werden ihnen sogar die Reise bezahlen.
Aber wenn eines Tages der islamische Staat seine weltweite Gültigkeit entfaltet: Wohin sollen die Schiiten dann noch auswandern?
Salloum: Dann werden wir sie zum Islam einladen.
Und wenn sie nicht wollen?
Salloum: Dann werden wir sie töten müssen. Und vergesse nicht die Weisheit und Weitsicht Allahs: Er wird Jesus auf die Erde zurück schicken, um die „Kafir“ zu töten. Allah ist gütig und verzeihend. Er wird uns nicht mit dieser schweren Aufgabe alleinlassen. Er schickt uns einen Anführer. Und anders als die Christen lehren, ist ja Jesus noch am Leben. Er ist der einzige Prophet, den Allah lebend zu sich geholt hat, und ich weiß nicht, warum die Christen diese großartige Erkenntnis des Islam nicht als Beweis dafür akzeptieren, selber in den Islam einzutreten.
Warum sprechen Sie von Jesus – und nicht vom arabischen Ausdruck Issa?
Salloum: Ich möchte, daß Sie verstehen, wovon ich spreche.
Was hat es also mit Jesus im Islam auf sich?
Salloum: Er wurde nicht gekreuzigt. Das ist eine Lüge. Allah änderte das Gesicht eines anderen Mannes, sodaß es aussah wie das von Jesus – und dann töteten die Juden einen falschen Mann. Sie haben niemals Jesus getötet. Alle anderen Propheten sind tot, nur nicht Jesus. Jesus wird von Allah für den Endkampf gegen die Ungläubigen geschickt werden.
Wie wird dieser Endkampf aussehen?
Salloum: Es wird einen König der Ungläubigen geben. Sein Name: A-Ur Dadschal. Er ist ein gefährlicher, böser Magier – er wird überall auf der Welt sein, außer in Mekka und Medina. Jesus wird eine Armee mit Soldaten aus „Bilad al-Schamm“ anführen, und die „Kafir“ überall töten.
Auch die Frauen und Kinder?
Salloum: Nein, das verbietet uns der Islam. Wir werden sie davon überzeugen, den Islam anzunehmen.
Und wenn sie nicht wollen?
Salloum: Dann werden wir sie töten müssen. Der Islam läßt uns keine Wahl.