Im katholischen Bibelkreis lesen wir gemeinsam die Apostelgeschichte. Da sind wir auf die Gemeinde in Antiochien in Syrien gestoßen (Apg. 11/13). Von dieser Gemeinde gingen weltbewegende Impulse aus. Doch wie kam es dazu?
Die Gemeinde wuchs, weil Migranten aus Zypern und dem heutigen Tunesien die gesellschaftlichen Barrieren auf die Seite schoben und allen Menschen von Jesus und seiner verändernden Kraft erzählten.
Das fanden nicht alle gut und so kamen Leute von der Zentrale, um das Phänomen zu untersuchen. Barnabas merkte sofort, dass ins Bibelstudium investiert werden sollte, und so holte er Paulus/Saulus dazu, um den Interessierten im Studium der Schriften beizustehen.
Die Gemeinde hatte einen doppelten Schwerpunkt: einerseits das Studium der Schriften und anderseits das offene Ohr für Impulse von Gott. Die Bibel beschreibt diese Gaben und Aufgaben mit den Bezeichnungen „Lehrer“ und „Propheten“ (Apg.13,1). Das Besondere dabei war, dass es keinen Superleiter gab – man ergänzte sich, jeder mit seinen Möglichkeiten.
Als die Gemeinde durch eine Offenbarung des Agapus erfuhr, dass es bald eine Hungersnot geben würde, spendete jeder nach seinen Möglichkeiten für die Gemeinde in Jerusalem. Es waren nicht Spendenbriefe der Bedürftigkeit, die sie bewegten, sondern einfach ihr Verantwortungsbewusstsein. Jeder investierte, so viel er konnte.
Diese Mischung von Lehren, Hören und Geben hob diese Gemeinde vor allen anderen Gemeinden heraus, so dass Gott sie dazu erwählte, zum Ausgangspunkt der weltweiten Verkündigung zu werden. In Apostelgeschichte 17,6 heißt es: „Diese, die den ganzen Weltkreis erregen, sind jetzt auch hierhergekommen“. Die Nachricht von Jesus führte zu lebhaften Diskussionen in der gesamten damals bekannten Welt! Spannend ist auch, dass nicht Jerusalem und Petrus von Gott für dieses Werk ausgewählt wurden.
Etwas an dieser Gemeinde war besonders. Sie hatte nicht sich im Fokus mit einem Gemeindebaukonzept, sondern die Menschen und das Reich Gottes. Sie pflegte das Zusammenspiel von Lehre und aktivem Hören auf Gott. Die Gebetstreffen waren nicht ein Rezitieren von Wünschen und Bedürfnissen, sondern ein Ort der Inspiration. Sie waren auch ein Ort, an dem gemeinsam darum gerungen wurde, wie es weitergehen und was sie unternehmen sollten.
Wenn wir uns heute fragen, wohin es mit den Kirchen gehen soll, dann sollten wir uns vielleicht einfach an den Eckpfeilern orientieren, die man damals in Antiochien hatte: Faszination Bibel, gegenseitige Ergänzung, inspirierendes Gebet und Freude etwas beizutragen.
Text: Hanspeter Obrist, Januar 2017