„Seit ich diese Hölle durchgemacht habe, weiß ich, auf wen ich mich wirklich verlassen kann“, erzählte mir ein Krebspatient voll Dankbarkeit für die Begleitung durch Familie und gute Freunde in unsagbar schweren Zeiten. Seine Sehnsucht nach Nähe gerade in schwerster Krise erinnert mich an Weihnachten. Denn Weihnachten feiern wir, dass sich Gottes Sohn für uns ganz klein macht, um uns in unseren Sorgen und Nöten auf Augenhöhe zu begegnen. Er kommt, um uns aufzurichten. Er verzichtet auf seine königliche Würde, verzichtet auf den Himmel.
Stattdessen taucht er in unsere Welt ein, deren Verletzlichkeit uns gerade erst
in Berlin so furchtbar vor Augen geführt wurde. Statt „standesgemäß“ in einem Königspalast geboren zu werden, liegt Jesus in einer Viehkrippe. Seine ersten Besucher sind einfache Hirten. Schon bald, so erzählt die Bibel, müssen seine Eltern mit ihm nach Ägypten fliehen, weil ihn der machtbesessene König Herodes umbringen will.
Jesus wird einer von uns. Er wird sogar zum Flüchtling. Wie nah kommt uns Gott in ihm! Er ist an unserer Seite, wo immer wir von Leid bedroht sind. Deshalb dürfen wir zu Weihnachten inmitten unserer Sorgen und Nöte im Lied „O du fröhliche“ singen: „Welt ging verloren, Christ ist geboren, freue, freue dich du Christenheit.“
Michael Nieder, Diakon in Ennepetal