Islamistische Terrorgruppen, die durch die Demokratie-Begeisterung des Arabischen Frühlings in die Defensive geraten waren, freuen sich. Sie nutzen die Kontroverse um das Video jetzt für die Rekrutierung neuer Mitglieder aus, denen sie sagen, «dass es die Pflicht jedes Muslims ist, den Propheten zu verteidigen».
Was ist mit den syrischen Revolutionären? Auch sie sind wütend – allerdings weniger über den obskuren Film als über die extremen Reaktionen einiger Glaubensbrüder. Viele syrische Muslime können nicht verstehen, weshalb die Araber sich über eine billige Videoproduktion von Exil-Ägyptern in den USA mehr empören als über das tägliche Blutvergießen in Syrien. Ein Kommentator der Oppositionswebsite All4Syria äußerte zudem die Befürchtung, die blutige Attacke auf das US-Konsulat im libyschen Bengasi könne dem Image des Islam und der arabischen Revolutionen schaden.
Differenzierte Selbstkritik kam jetzt unter anderem aus dem islamischen Königreich Saudi-Arabien – einem Land, das nicht gerade für seine Toleranz gegenüber Andersgläubigen bekannt ist.
Unter der Überschrift «Ok, aber was ist mit unserem Film?» weist die saudische Autorin Badrija al-Bischr in der überregionalen arabischen Tageszeitung «Al-Hayat» darauf hin, dass nicht nur das Mohammed-Video abstoßend sei, sondern auch die Fernsehaufnahmen der Angriffe aufgebrachter Muslime auf westliche Botschaften. Die Ursache für diese extremen Reaktionen liegt ihrer Ansicht nach in einer Erziehung, die Intoleranz fördert. Die bekannte Autorin kritisiert, «dass wir unseren Kindern in den Schulen beibringen, jeden zu hassen, der anders denkt als wir».
Als ein Journalist während einer Pressekonferenz zum Syrien-Konflikt am Mittwoch den Generalsekretär der Arabischen Liga, Nabil al-Arabi fragte, wie er zu den «Staaten» stehe, die dieses Video produziert hätten, reagierte der Ägypter genervt. «Erstens: Das waren keine Staaten, sondern Privatleute», schimpfte er. Außerdem habe allein die wütende Reaktion der Araber diesen «schlechten Film, den ich nicht angesehen habe und auch nicht ansehen will», berühmt gemacht.