Warum ist ausgerechnet das Mutterland der Reformation heute eine Hochburg der Menschen, die Gott ignorieren? Diese Frage wird angesichts der Ergebnisse einer US-Studie neu diskutiert. Nach einer wissenschaftlichen Untersuchung der Universität Chicago ist im Osten Deutschlands der Glauben an Gott im internationalen Vergleich am schwächsten ausgeprägt.
Nur acht Prozent der Bevölkerung glauben danach an einen personalen Gott. Gleichzeitig sind die neuen Bundesländer beim Anteil der Atheisten mit 46 Prozent „Spitze“.
Der frühere Bischof der Kirchenprovinz Sachsen, Axel Noack (Halle/Saale) meint, dass der Großteil der Bürger im Osten Deutschlands heute nicht antikirchlich eingestellt: „Radikale Atheisten findet man bei uns fast nie. Die meisten Menschen sind vielmehr am christlichen Glauben nicht interessiert. Sie haben sich nie damit beschäftigt.“
Der Theologieprofessor Johannes Berthold (Moritzburg bei Dresden) weist darauf hin, dass ein Großteil der Bürger schon in zweiter und dritter Generation in konfessionslosen Familien groß geworden sei: „In ihnen wird nicht von Gott gesprochen. Sie haben ihn schlicht vergessen.“ Deshalb fehle auch jegliches religiöses Grundwissen. Viele Familien haben nach seinen Worten die eigene Konfessionslosigkeit als Identität so verinnerlicht.