Juden brauchen nach ihrem Verständnis keinen Erlöser für ihre Seelen. Der Gott Israels (JHWH) erlöste sie aus der politischen Sklaverei in Ägypten. So sagt Gott selbst: „Ich bin der HERR, dein Gott, der ich dich aus Ägyptenland, aus der Knechtschaft, geführt habe“ (2.Mo 20,2). Das jüdische Volk erwartet einen politischen Führer (Messias), der das kommende Königreich in Jerusalem aufrichtet. Diese Person kann jeder sein, der Frieden im Nahen Osten stiftet.
Man kann zwar jüdisch leben, doch eine jüdische Seele hat nur, wer von einer jüdischen Mutter geboren wurde oder auf eine anerkannte Weise zum Judentum konvertiert ist, unabhängig von seiner Religiosität. Da nach jüdischer Auffassung „die Bibel nur Juden verpflichtet, die Gesetze zwischen Gott und Menschen einzuhalten“ (Judentum heute, S.76), kann die nichtjüdische Welt sich gegenüber Gott gar nicht versündigen. Wenn sich ein Jude an Gottes Gebote hält und die jüdischen Feste feiert, wird er gesegnet. Wer seine Bestimmung erfüllt hat, kann darauf hoffen, direkt im kommenden Königreich aufzuerstehen.
Muslime hoffen auf das Paradies, indem sie sich Allah unterwerfen und das Glaubensbekenntnis aufsagen. 5x täglich werfen sie sich vor Allah, ihrem Herrn, nieder und bekennen sich zu ihm, indem sie auf Arabisch das entsprechende Gebet rezitieren. Abū Huraira berichtete: Der Gesandte Allahs hat gesagt: „Wer das Nachmittagsgebet auslässt, dessen Werk ist zunichte geworden.” (Überliefert bei al-Buẖārī) [Riyadhu s-Salihin: Hadith-Nr. 1052, Buch 9, Kapitel 188]. Durch eine Pilgerreise, Fasten oder gute Taten hofft ein Muslim die Barmherzigkeit Allahs zu erringen. Einige erwarten durch die Teilnahme am heiligen Krieg Gunst bei Allah. Dabei dürfen sie aus der Schlacht nicht umkehren (Sure 8,15-16). Doch auch die Teilnahme am Dschihad garantiert nicht das Paradies, wie eine Begebenheit aus dem Heiligen Krieg bei Ibn Hischam aufzeigt. Abd Allah b Rawaha sagte: „Bei Allah, ich hänge nicht an dieser Welt. Auch weine ich nicht aus Liebe zu euch. Ich habe jedoch gehört, wie Mohammed einen Quranvers rezitierte, in dem von der Hölle die Rede ist. Er lautet: ‚Ein jeder von euch (alle Menschen auch Muslime) wird in sie (die Hölle) hineinkommen! Dies ist eine unausweichliche Bestimmung, die dein Herr durchführen muss‘ (Sure 19,71). Ich weiß aber nicht, wie ich wieder herauskomme, wenn ich einmal darin bin.“
Wichtig ist, dass Allah allein und souverän entscheidet, wen er ins Paradies lässt. Wie er sich entscheidet, ist allein Allahs Sache. Allah ist größer. In Sure 5,18 steht: „Er vergibt, wem er will, und bestraft, wen er will.“ Sure 16,93 sagt: „Er führt irre, wenn er will … Und ihr werdet sicher über das, was ihr getan habt, zur Rechenschaft gezogen werden“. Sure 16, Vers 37: „Wenn du, o Mohammed, auch ihre Leitung begehrst, siehe, so leitet Allah doch die, welche Er irreführen will, und sie finden keinen Helfer.“
Christen vertrauen auf die Zusagen Gottes, dass jeder, der Gottes Urteil über seinem persönlichen Leben im Kreuz Jesu annimmt (Kol. 2,14) und Jesus in sein Leben einlädt, Gottes Kind wird (Joh. 1,12). Die Gewissheit, tatsächlich Gottes Kind zu sein, wächst daraus, dass der Geist Gottes in das Leben des Christen tritt (Apg. 2,38). Der Heilige Geist stärkt das Vertrauen in Gott und lässt die Christen beten: „Abba, lieber Vater“ (Römer 8,15). Kennzeichen eines Christen ist das tiefe Vertrauen in Gott (Joh. 14,16-23) und eine Beziehung, die geprägt ist von gegenseitiger Liebe (Joh. 13,35). Ein Christ lebt nicht mit Gott, um Vergebung zu erlangen, sondern er erlebt Vergebung und gestaltet infolgedessen aus Dankbarkeit sein Leben mit Gott (Kol. 2,13).
Fazit: Wenn wir Juden, Muslime und Christen in ihrem Glauben ernst nehmen wollen, dann müssen wir akzeptieren, dass die Angehörigen dieser drei Religionen unterschiedliche Vorstellungen über das Paradies, Gott, das Menschsein und den Weg des Glaubens haben.
Für manche ist auch das unterschiedliche Verständnis von normativen Schriften in diesen drei Religionen verwirrend. Mehr dazu folgt im nächsten Artikel.
Text: Hanspeter Obrist
Vergleiche auch Artikel:
Juden, Christen, Muslime – das gleiche Ziel?
Juden, Christen, Muslime – ein Gott
Der Mensch für Juden, Christen und Muslime
Konzepte der Erlösung bei Juden, Muslimen und Christen
Normative Schriften bei Juden, Christen und Muslimen
Der Glaube von Juden, Christen und Muslimen ähnelt sich – zugleich gibt es aber auch Unterschiede
Ergänzungen:
In Israel dürfen nur 33 Rabbiner, der schätzungsweise 10.000 Rabbiner weltweit, die jährlich rund 1800 Übertritte lizensieren. Die Ultraorthodoxen, die heute an den Hebeln der Macht sitzen, wollen ihre spezifische ihre Form des Glaubens „vor anderen Strömungen schützen“.
zu 5 Gebete: Während seiner Himmelfahrt ist Mohammed, nach der Überlieferung, einigen seiner Prophetenvorgänger begegnet sein, Adam, Moses, Abraham, Aaron, Joseph, Hennoch und Jesus. Auf ihr Anraten hin hat er bei der Begegnung mit Allah im siebten Himmel die 50 Gebete pro Tag, die Allah den Muslimen auferlegte, auf fünf Pflichtgebete „heruntergehandelt„ haben.
„Wer das Nachmittagsgebet auslässt, dess gute Taten werden verloren sein.“ (In Deutsch Reclam Bukhari / Die Gebetszeiten § 10 / S.127)
Ich (Mohammed) schaute und sah eine ungeheure Menschenmenge. Mir wurde gesagt: `Das ist deine Gemeinde (arab. umma), und unter ihnen sind siebzigtausend, die das Paradies betreten werden ohne Abrechnung und ohne vorherige Bestrafung.` (Verzeichnet bei Bukhārī (5378), Muşlim (220), at-Tirmidhī (2446) und Aĥmad (1/271)).
Das Einzige, was Gott Allah Adonai möchte, dass wir Menschen gut miteinander umgehen, dass wir uns zu Liebenden entwickeln.
Weil nicht mal gütige Leute nach Ehre und Preis gieren, will dies Gott am allerwenigsten.
Und um Verzeihung sollen wir die traurig gemachten Menschen bitten!
Viel wichtiger als die von Menschen geschriebenen halb heiligen, halb bösen Bücher zu lesen, ist das Lauschen in uns…
Hallo Akire, hier geht es um die allgemeine Selbstdarstellung der Religionen. Ob in uns nur das Gute wohnt, lässt sich bezweifeln …
Der Messias im Judentum kann nicht, wie im Text beschrieben, jeder sein, sondern es wird ein Nachfolger aus dem Stamm des Königs Davids erwartet. Jesus wird als Messias und Friedensstifter nicht anerkannt, also gilt diese Verheißung aus Jes. 9,1-6 noch heute.
Die Christen warten in der Fortsetzung der jüdischen Tradition lt. des Matthäusevangeliums auf die Wiederkunft Jesu (Mt. 25,31). So steht das Endgericht noch aus. Wie unterschiedlich Menschen mit dieser Erwartung umgehen, wird in dem Gleichnis Jesu von den klugen und törichten Jungfrauen deutlich, die ihre Lichter (Hoffnung) brennen oder ausgehen lassen (Mt. 25,1).
Im heutigen Judentum kann niemand sagen, aus welchem Stamm er stammt. Die Dokumente wurden im Jahr 70 zerstört. Auch ist heute nicht mehr der Vater massgebend, sondern die Mutter, wer zum Juden wird.