Die iranische Führung behauptet, dass die Protestbewegung in der arabischen Welt
ihre Inspiration aus der islamischen Revolution im Iran beziehe; dort wird auch
der Ausdruck „Islamisches Erwachen“ statt „Arabischer Frühling“ verwendet – das
bringt sowohl die Politik des Irans als auch seine Bestrebungen in der Region
zum Vorschein.
Der iranische Standpunkt legt den Sturz der moderaten, „verwestlichten“
arabischen Herrscher als Beweis für eine „göttliche Intervention“ bei den
Ereignissen im Nahen Osten aus. Weiter sieht der Iran die Wahrheit von Chomeinis
Weg und Doktrin bestärkt durch die Tatsache, dass die Mehrheit der Feinde des
Irans – unter anderen Saddam Hussein und die Taliban – gestürzt sind.
Angesichts des schwächer werdenden Einflusses der Supermächte in der Region
entfaltet der Iran ein wachsendes Selbstbewusstsein. Es findet seinen Ausdruck
in der Verhärtung seiner Positionen und im Konfrontationskurs mit dem Westen in
fast allen wichtigen Themen der Region. Dazu gehören der heftige Wiederstand des
Iran gegen eine Zwei-Staaten-Lösung für Israel und die Palästinenser und seine
Unterstützung für die Hisbollah. Zu den Bemühungen der Palästinenser um die Anerkennung eines eigenen Staates machte Ahmadinedjad deutlich: „Formale Anerkennung des palästinischen Staates ist nicht das endgültige Ziel. Es ist lediglich ein erster Schritt hin zur Befreiung ganz Palästinas.“
Eine andere Herausforderung des Iran hat die Gestalt eines alten Rivalen, der
Türkei, die mit dem Iran in Konkurrenz um die Führung tritt und die die gleichen
aggressiven Botschaften in Richtung Israel sendet. Der Iran beschuldigt die Türkei, einen „liberalen Islam“ zu fördern und mit dem Westen zu kooperieren.
Während die Botschaft zur Demokratisierung nun im gesamten Nahen Osten
geteilt wird, ist die Region auch zum Schauplatz von Auseinandersetzungen
zwischen dem Westen, dem revolutionären iranischen Islam und dem islamischen
Modell der Türkei geworden. Zum Artikel