Vor christlichen Untergrundgemeinden warnt der iranische Geheimdienstminister Heydar Moslehi. Diese wachsende Bewegung bedrohe die schiitische Jugend, sagte er vor islamischen Theologiestudenten in der Stadt Ghom.
Den Worten des Politikers zufolge füge die evangelikale Christenheit durch rund 20 Satellitenkanäle, Tausende Internetseiten und zahlreiche Missionswerke dem Iran ernsthaften Schaden zu. Ursache ist laut Moslehi „die große Sorge des Westens vor dem rapiden Anwachsen des schiitischen Islam in Europa und Amerika“. Mohabat News sieht in den Äußerungen eine Vorwarnung vor einem verstärkten Vorgehen der iranischen Behörden gegen Christen während der Weihnachtsfeiertage. Im vorigen Jahr habe der Geheimdienst während des Christfests Razzien in Hausgemeinden durchgeführt und Hunderte ehemalige Muslime festgenommen.
Der „Abfall vom Islam“ ist nach dem Religionsgesetz, der Scharia, mit dem Tode zu bestrafen. Deswegen droht zum Beispiel dem 35-jährigen iranischen Pastor Youcef Nadarkhani die Hinrichtung. Der Leiter einer 400 Mitglieder zählenden Untergrundgemeinde wurde im September 2010 wegen „Abfalls vom islamischen Glauben“ und der „Verbreitung nicht-islamischer Lehre“ zum Tode durch den Strang verurteilt. Das Urteil ist noch nicht vollstreckt. Gegenwärtig liegt der Fall dem höchsten religiösen Führer und Rechtsgelehrten, Ayatollah Ali Khamenei, zur Begutachtung vor. Für Nadarkhanis Freilassung hat die Internationale Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM) mehr als 17.000 Unterschriften gesammelt. Sie befürchtet, dass bei einer Vollstreckung des Todesurteils bis zu 500.000 weitere Christen im Iran von Hinrichtung bedroht sind. Obwohl der Druck zunimmt, breitet sich der christliche Glaube aus. Viele Iraner suchten Frieden und Vergebung, was der Islam nicht biete.
Von den 74,2 Millionen Einwohnern sind 99 Prozent Muslime. Die Zahl der Konvertiten zum christlichen Glauben wird auf 250.000 geschätzt. Ferner gibt es bis zu 150.000 meist orthodoxe armenische und assyrische Christen.