Die Medien-Spekulationen über einen „unmittelbar“ bevorstehenden israelischen Militärschlag gegen Iran treiben die seltsamsten Blüten. Langstreckenflüge der israelischen Luftwaffe gelten ebenso als „untrügliche Zeichen“ wie Auftanken in der Luft, was jedes NATO-Mitglied ebenso regelmäßig übt.
Zunächst die Fakten: Israel befürchtet das Schlimmste, falls der Iran eine Atombombe und die notwendigen Raketen besitzt, um das „zionistische Regime von der Weltkarte zu löschen“.
In den Medien entstand der Eindruck, als ob nicht der Iran eine Bedrohung für den Weltfrieden darstellt, sondern eher Israels Reaktion. Teilweise wird bis heute Israels vermeintliches Säbelrasseln für bare Münze genommen, während Irans Drohungen als „Rhetorik“ abgetan und dessen Atomprogramm bestritten werden.
Ob Israel tatsächlich einen wirksamen Militärschlag durchführen kann, ist allein wegen der Geografie mehr als fraglich. Israelische Kampfflugzeuge müssten die Türkei, Syrien, Jordanien, Irak oder Saudi Arabien überfliegen, also feindliche Flugzonen. Wegen der Entfernungen und der zahlreichen Ziele im Iran müssten sehr viele Kampfflugzeuge eingesetzt und im Fluge aufgetankt werden, um heil wieder zurück zu kehren.
Andererseits droht der Iran mit einer Schließung der Straße von Hormus, also jener Meerenge, durch die ein erheblicher Teil des Weltbedarfs an Erdöl nach Japan, Europa, Australien und in andere Länder per Tanker transportiert wird. Aus gutem Grund haben die Amerikaner drei Flugzeugträger in Richtung Persischem Golf gelenkt. Auf jenen Flugzeugträgern sind die gleichen Kampfflugzeuge mit identischen bunkerbrechenden Bomben und vielleicht gar Atombomben stationiert, über die auch Israel verfügt.
In israelischen Medien läuft tatsächlich seit Wochen eine Debatte über einen möglichen Militärschlag gegen Iran. Ein Kommentator bemerkte, dass sich bisher nur Gegner eines israelischen Militärschlags zu Wort gemeldet hätten, aber noch kein Befürworter.
Grundsätzlich nimmt Israel wegen schlechter Erfahrungen in der Vergangenheit die Auslöschungsdrohungen des Iran sehr ernst. Israel ist heute gegen feindliche Raketenangriffe besser geschützt als jedes andere Land der Welt, als Europa, die arabischen Staaten oder amerikanische Stützpunkte in der Region.
Tatsache ist freilich auch, dass arabische Länder, darunter Saudi Arabien, die Golfstaaten und Ägypten aufrüsten, aus Angst vor Iran als atomarer Hegemonialmacht.