Dass der syrische Konflikt auch die Wirtschaftsmetropole Aleppo erreicht hat, sehen die Anwohner mit gemischten Gefühlen.
Manche Bewohner begrüssen es, jetzt unter der Herrschaft der Opposition zu leben. Sie gestehen aber ein, dass das neue Leben nicht so angenehm ist wie erhofft.
Eine Frau in einer Warteschlange freut sich, dass die Rebellen in der Stadt sind. Niemand sei jetzt mehr etwas Besseres und könne sich vordrängeln. Und die Bäcker dürften die Preise nicht erhöhen. «Zum ersten Mal habe ich in dieser Stadt das Gefühl, dass alle gleich sind», sagt die Frau.
«Wir haben kaum Strom und Wasser», sagt der 45-jährige Bauarbeiter Dschumaa am Rande der Stadt in einer ärmlichen Siedlung, wo niedrige Häuser aus Betonziegeln stehen. «Unsere Frauen und Kinder haben sich in Sicherheit gebracht, und wir passen auf die Häuser auf. Es ist ein trauriger Ramadan.»
Amr meint: «Alles, was wir haben, das ist Chaos.» Die lautstarken Einwände seiner Nachbarn lässt er nicht gelten. «Ich bin immer noch unterdrückt und muss mich zwischen zwei Seiten entscheiden. Ich will einfach nur leben.»
Die Rebellen, die vor allem vom Land kommen, sind über die geteilten Reaktionen verblüfft. Ein Kämpfer namens Mustafa beklagt, die Bewohner von Aleppo wollten die syrische Regierung loswerden, aber die Landbevölkerung solle die Arbeit machen. «Sie wollen das erreichen, ohne selbst zu leiden», sagt Mustafa.
Ein anderer Mann flüstert: «Wir kennen die Kämpfer noch nicht einmal. Sie reden nicht viel mit uns.» Aber die Bewohner Aleppos arrangierten sich mit jedem, der an der Macht sei. «Ich ergreife für niemanden Partei. Ich bin für die Wahrheit, und die finde ich nur bei Gott.»