Schon in meiner Kindheit spielte der Glaube an Gott eine große Rolle. Wir gingen sonntags in die Kirche, aber Gott bedeutete mir immer mehr als ein bloßes Ritual. Er war schon immer ganz real und greifbar in meinem Leben. Viele Menschen finden zu Gott, wenn sie durch schwere Zeiten gehen und auch ich hatte so ein Erlebnis, das mich dann noch näher mit Gott verband.
Ich war erst 15 Jahre alt, als ich mich schwer am Knie verletzte. Ich musste operiert werden und nach der OP sagten mir die Ärzte, dass ich wohl nie wieder so schnell laufen können würde wie zuvor. Eigenartigerweise entmutigte mich das nicht. Ganz im Gegenteil, ich glaubte daran, dass Gott etwas Größeres mit mir vorhat. Gerade weil aus menschlicher Sicht die Dinge nicht machbar schienen, würde er ein offensichtliches Wunder tun können.
Als ich 2008 kurz vor Olympia noch eine Knie-Operation hatte, erinnerte ich Gott wieder daran, dass ich ihm vertraue. Ich wusste: Er hat einen Weg für mich. Ich kann vielleicht seinen grossen Plan jetzt noch nicht erkennen, aber es ist meine Bestimmung, anderen Menschen zu zeigen, wie groß Gott ist und wie viel Gutes er in meinem Leben bewirkt hat. Es war mir so klar, dass ich lebe, um Gott die Ehre zu geben.
Als ich in Athen über die Ziellinie lief, waren diese Gedanken das Erste, was mir in den Sinn kam. Aus allen Menschen dieses großen, alten Planeten hat sich Gott ein kleines Mädchen aus East St. Louis ausgewählt. Aus allen Kindern, die davon geträumt haben, mal zu Olympia zu dürfen. Er wusste, dass ich das alles schaffen werde. Die Knie-OP und alle die anderen Dinge, die mit sich kommen, wenn man ein Olympia-Athlet ist. Er suchte sich ein Mädchen aus, von dem niemand glaubte, dass es gewinnen könnte. Er wählte mich aus und ließ mich gewinnen. Nach dem Wettkampf brach ich einfach nur zusammen und weinte, weil Gott so gut zu mir ist. Mein ganzes Leben mit allen Erfolgen verdanke ich ihm.
Foto: Erik van Leeuwen