Im Schnitt verbringen wir zwei Stunden täglich online – doch tut uns immer mehr Elektronik gut? Deutschlands berühmtester Hirnforscher Prof. Dr. Manfred Spitzer (54, Uni Ulm) warnt vor dramatischen Folgen.
These 1: Wir denken weniger selbst! Wer immer nur bei Google oder Wikipedia sucht, merkt sich nichts mehr selbst. Statt der Information selbst merken wir uns nur noch, wo wir sie finden könnten. Unser Gehirn arbeitet wie ein Muskel – wenn es nicht gebraucht wird, baut es ab.
These 2: Wir verlernen, uns zu orientieren! Vielen Menschen fällt es inzwischen schwer, sich räumlich zu orientieren. Sie sind an GPS (Positionsbestimmung per Satellit) auf ihrem Handy gewöhnt.
These 3: Wir merken uns weniger! Rufnummern und Adressen stehen im elektronischen Adressbuch, an fällige Geburtstage erinnert Facebook.
These 4: Wir lernen schlechter! Wer Informationen einfach aus dem Internet in ein Textdokument kopiert, beschäftigt sich geistig kaum damit. Folge: Oberflächlich gedacht, schnell vergessen
These 5: Wir werden einsamer! Eine Studie ergab: Mädchen (8–12 Jahre) haben heute fast sieben Stunden pro Tag Online-Kontakte, nur zwei Stunden reale. Und selbst reale Kontakte driften oft ins Netz ab – etwa bei Pärchen, die zusammen am Tisch sitzen während jeder einzelne SMS tippt.
These 6: Wir werden unkonzentrierter! Fast ein Drittel des Tages nutzen wir inzwischen mehrere Medien gleichzeitig. Durch dieses Multitasking springen wir ständig hin und her, gewöhnen uns eine gestörte Aufmerksamkeit an.“ Folge: Wir verzetteln uns, sind unkonzentriert.
These 7: Wir verlieren die Selbstkontrolle! Je intelligenter die Geräte werden, desto mehr nehmen sie uns scheinbar ab. Wir geben die Kontrolle über uns an diese Geräte ab. Bei 250‘000 jungen Deutschen (14–24) sieht die Suchtbeauftragte der Bundesregierung inzwischen eine Internet-Abhängigkeit.
Ist die digitale Technik immer schlecht? Nein! Wir müssen aber einen gesunden Umgang damit lernen.