Mehrere spätere Handschriften fügen dem Gebet Jesu folgende Worte hinzu: „Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.“
Was für ein mächtiger, feierlicher Lobpreis! Bereits zu Beginn des zweiten Jahrhunderts wurde das „Unser Vater“ in den Gemeinden mit diesem Lobpreis besiegelt. Daher wurde dieser Vers später dem Bibeltext als fester Bestandteil angeschlossen.
Im Judentum war es üblich, die Gebete mit einem frei formulierten Lobspruch zu beenden. Der Vorbeter las das Gebet und die Gemeinde antwortete mit einem Lob oder Segen. Die ersten christlichen Gemeinden übernahmen diesen Brauch.
In der Bibel finden wir auch andere Schlusspreisungen:
„Aber Gott, dem ewigen König, dem Unvergänglichen und Unsichtbaren, der allein Gott ist, sei Ehre und Preis in Ewigkeit! Amen.“ 1.Timotheus 1,17
„Der mache euch tüchtig in allem Guten, zu tun seinen Willen, und schaffe in uns, was ihm gefällt, durch Jesus Christus, welchem sei Ehre von Ewigkeit zu Ewigkeit! Amen.“ Hebräer 13,21
„Wenn jemand predigt, dass er’s rede als Gottes Wort; wenn jemand dient, dass er’s tue aus der Kraft, die Gott gewährt, damit in allen Dingen Gott gepriesen werde durch Jesus Christus. Sein ist die Ehre und Gewalt von Ewigkeit zu Ewigkeit! Amen.“ 1.Petrus 4,11
„Dem alleinigen Gott, unserm Heiland, sei durch Jesus Christus, unsern Herrn, Ehre und Majestät und Gewalt und Macht vor aller Zeit, jetzt und in alle Ewigkeit! Amen.“ Judas 25
Unser Vater im Himmel hat alles unter Kontrolle. Ihm gehören das Reich, die Kraft und alle Herrlichkeit. Das macht uns gelassen. Wir blicken weg von uns, hin zu ihm.
Paulus schreibt: „Nun aber schauen wir alle mit aufgedecktem Angesicht die Herrlichkeit des Herrn wie in einem Spiegel, und wir werden verklärt in sein Bild von einer Herrlichkeit zur andern von dem Herrn, der der Geist ist.“ 2.Korinther 3,18
Wie Mose die Herrlichkeit Gottes ausstrahlte nach einer Begegnung mit Gott, so werden wir in Gottes Gegenwart verändert. Seine Wesensart prägt auch unser Handeln. Wir handeln nicht mehr aus eigener Kraft. Wenn wir Menschen aufhören auf die eigene Kraft zu vertrauen, kommt Gottes Kraft zum Zuge. Seine Möglichkeiten sind grenzenlos.
Eine alte Lebensweisheit lautet „Loben zieht nach oben.“ Das ist mehr als positives Denken. Denn von oben habe ich eine andere Sicht! Loben gibt Hoffnung und stärkt den Glauben. Wir sehen auf Gott und rufen uns ins Gedächtnis: Er ist mit uns. Er steht über allen Dingen, also hat er auch den Überblick über meine kleine Welt.
Lobpreis ist gegen das Vergessen. Wir erinnern uns an Gottes Liebe, seine Gnade, seine Macht, sein Wirken an uns bis zum heutigen Tag. David ermutigt sich deshalb mit den Worten: „Lobe den HERRN, meine Seele, und vergiss nicht, was er dir Gutes getan hat.“ (Psalm 103,2).
Dank ist der Anfang göttlicher Offenbarung.
Das „Unser Vater“ steht im Matthäusevangelium 6, 9-13. In Lukas 11,1-4 wird ein Teil wiederholt. Die erste Version gehört zu der Bergpredigt und Jesus lehrte sie auf dem Berg der Seligpreisung.
Die zweite Version wurde wahrscheinlich auf dem Ölberg gelehrt. Darum steht heute dort zu Erinnerung die Paternosterkirche (Vaterunser-Kirche).
Text: Hanspeter Obrist
“Unser Vater” – Jesus lehrt uns beten
Vater unser im Himmel Weiterlesen
Geheiligt werde dein Name Weiterlesen
Dein Reich komme Weiterlesen
Dein Wille geschehe wie im Himmel so auf Erden Weiterlesen ….
Unser tägliches Brot gib uns heute Weiterlesen …
Vergib uns unsere Schuld, wie wir vergeben unseren Schuldigern Weiterlesen ….
Führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen Weiterlesen ….
Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen Weiterlesen …
Ich fand diesen letzten Zu-Satz „Denn dein ist das Reich und die Kraft und die …keit und ..keit in …keit…“ immer schrecklich pathetisch, er ist gespickt mit Abstrakta, die so gar nicht passen zu der einfachen und kraftvollen Sprache der Bergpredigt – wo er ja auch nicht vorkommt. Auch das katholische VaterUnser kennt ihn nicht. Ich hatte immer den Eindruck, dass dieses Anhängsel der bürgerlichen Sprache des 19.Jahrhunderts entstammen muss. Wissen Sie etwas darüber, woher der Zusatz stammt? Ist es nicht Hochachtung und Hingabe genug, wenn am Anfang steht: „Geheiligt werde Dein Name. Dein Wille geschehe“?
Zu Beginn des zweiten Jahrhunderts wurde das Vaterunser mit diesem Lobpreis besiegelt. „Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.“ Daher wurde dieser Vers später dem Bibeltext als fester Bestandteil hinzugefügt. Er ist in Anlehnung vom 1.Chronik 29.10-11 gestaltet.
1.Chronik 29,10-11: Da pries David den HERRN vor der ganzen Versammlung und rief: Gepriesen bist du, HERR, Gott unseres Vaters Israel, von Ewigkeit zu Ewigkeit. Dein, HERR, sind Größe und Kraft, Ruhm und Glanz und Hoheit; dein ist alles im Himmel und auf Erden. HERR, dein ist das Königtum.
Im katholischen Kathechismus steht: 2855 Die Schlußdoxologie „Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit“ greift die drei ersten Bitten an unseren Vater wieder auf: die Verherrlichung seines Namens, das Kommen seines Reiches und die Kraft seines Heilswillens. Diese Wiederholung geschieht aber wie in der himmlischen Liturgie [Vgl. Offb 1,6; 4,11: 5,13] in Anbetung und Danksagung. Der Herrscher dieser Welt hatte sich die drei Titel der Herrschaft, der Macht und der Herrlichkeit [Vgl. Lk 4,5—6] auf betrügerische Weise angeeignet. Christus, der Herr, gibt sie seinem Vater und unserem Vater zurück, bis dieser ihm das Reich übergeben wird, wenn das Mysterium des Heiles endgültig vollendet sein und Gott alles in allen sein wird [Vgl. 1 Kor 15,24—28].
Korrektur zu meinem vorigen Kommentar.
Entschuldigen Sie, ich nannte irrtümlicherweise die Bergpredigt als Quelle des Vaterunser. Die wirkliche Quelle ist natürlich Mt 6,5–15. Und da steht dieser Satz eben auch nicht.
Könnte Luther der Autor des Zusatzes sein?
In der Einheitsübersetzung 2006 steht der Zusatz in der Fussnote. Luther und Co. hatten damals noch nicht den Zugang zu den ersten Quellen, deshalb haben sie den Zusatz hineingeschrieben. In der heutigen Lutherbibel steht er in Klammern.
Wenn man nachträglich ein „Zitat“ von Jesus mit irgendwelchen Zusätzen ergänzt, dann ist dies eigentlich Urkundenfälschung.
Jesus selbst hat uns gelehrt, wie wir beten sollen….Vater unser…sondern erlöse uns von dem Bösen. Amen.
Von diesem Zusatz ist da nicht dir Rede.
Ich habe nichts dagegen, wenn man solche Verse als eigenständige Gebete verfaßt, aber mit dem Vaterunser, das uns Jesus selbst gegeben hat, hat dies nichts zu tun.